Steigende Preise, abgesagte Aufträge Materialmangel bremst Mittelständler aus

Dachdecker bei der Arbeit
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/DPALieferengpässe dämpfen den Aufschwung vieler mittelständischer Unternehmen in Deutschland und bescheren Auftraggebern Preiserhöhungen und Wartezeiten. Laut einer Umfrage der Förderbank KfW unter 2400 kleineren und mittleren Unternehmen mit einem Umsatz von maximal 500 Millionen Euro jährlich kämpfen 48 Prozent der rund 3,8 Millionen Mittelständler mit den Folgen von Lieferproblemen.
Jedes vierte Unternehmen sieht sich der Umfrage zufolge gezwungen, wegen gestiegener Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte die Preise für seine eigenen Produkte oder Dienstleistungen anzupassen. Am häufigsten kommt es zu Preiserhöhungen in der Baubranche (61 Prozent).
Rund jeder vierte Mittelständler kann den Angaben zufolge Liefertermine nicht einhalten, jeder zehnte muss sogar Aufträge ablehnen, weil es an Material fehlt. Insbesondere in der Bauindustrie ist dies ein Problem. Jedes fünfte Unternehmen ist der Umfrage zufolge hier gezwungen, Kunden abzuweisen.
Die Engpässe »legen den kleinen und mittleren Unternehmen enorme Steine auf ihren Weg aus der Coronakrise«, beschreibt KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib die Lage. Am stärksten belastet seien das verarbeitende Gewerbe und die Bauindustrie, aber auch Handel und Dienstleister seien betroffen. »Das nimmt der gerade wieder angesprungenen Konjunktur ihren Schwung«, sagte Köhler-Geib.
Neben Mikroprozessoren sind Stahl, Aluminium, Kupfer, andere Metalle, Kunststoffe und Verpackungsmaterialien sowie Holz für die Bau- und Möbelindustrie knapp. Viele Unternehmen hatten in der Coronakrise ihre Kapazitäten zurückgefahren und können nicht so schnell auf die wieder anspringende Nachfrage reagieren. Hinzu kommen Staus an Häfen und Handelskonflikte.
Ein schnelles Ende der Lieferengpässe erwartet der Mittelstand nicht. Nur fünf Prozent der betroffenen Unternehmen gehen laut der Umfrage von einer Entspannung bis zum Jahresende aus. »Bis sich die Lieferengpässe auflösen, dürfte es dauern«, sagte Köhler-Geib. »Ich gehe aber davon aus, dass sich die Materialknappheit im Laufe der kommenden Monate zumindest etwas entschärft.« Nachhol-Effekte könnten dann im kommenden Jahr einen Impuls für einen neuen Wachstumsschub geben.