Klage von Aktionären
Richter stoppen BP-Deal mit russischem Ölkonzern
Ein Abkommen mit dem russischen Konkurrenten Rosneft wird für BP zum Problem: Aktionäre des Jointventures TNK-BP haben vor Gericht einen Stopp des Geschäfts erreicht. Sie sehen eine Eignervereinbarung verletzt.
London - Noch mehr Ärger für BP: Ein Londoner Gericht hat ein Abkommen des britischen Ölkonzerns mit dem russischen Konkurrenten Rosneft vorläufig blockiert. Das Gericht gab am Dienstag einer Klage von Aktionären des Ölproduzenten TNK-BP statt und erließ eine einstweilige Verfügung gegen BP. Nun soll es ein Schiedsverfahren geben.
TNK-BP gehört zur Hälfte BP und zur anderen Hälfte einem russischen Aktionärskonsortium. Der BP-Chef für Russland, David Peattie, begrüßte die Entscheidung des Gerichts und sagte, seine Firma habe schon immer ein Schiedsverfahren gefordert. Mit der einstweiligen Verfügung ist jeder weitere Fortschritt bei dem Abkommen, das dem britischen Ölriesen den Zugriff auf Fördermöglichkeiten in der Arktis sichern soll, bis zum Ende des Schiedsverfahrens blockiert.
Die Aktionäre argumentieren, das Abkommen verletzte eine Eignervereinbarung, wonach TNK-BP das "bevorzugte Instrument" für alle BP-Tätigkeiten in Russland sei. Die Briten geben an, die Vereinbarung nicht verletzt zu haben.
Das Abkommen sieht vor, dass beide Firmen ein Gebiet auf dem russischen Teil der arktischen Kontinentalplatte erkunden und ausbeuten, für das Rosneft die nötigen Förderlizenzen im Oktober 2010 erhielt. Das Areal liegt in der südlichen Karasee und ist etwa 125.000 Quadratkilometer groß. Dort werden fünf Milliarden Tonnen Rohöl und 3000 Milliarden Kubikmeter Gas vermutet.
Bei der Überkreuzbeteiligung soll Rosneft fünf Prozent der Stammaktien von BP erhalten, der britische Energieriese etwa 9,5 Prozent der Aktien von Rosneft, wie die beiden Unternehmen in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten. Die Aktienpakete sind demnach jeweils rund 7,8 Milliarden Dollar (5,8 Milliarden Euro) wert. Beide Unternehmen wollen ihre jeweiligen Anteile am anderen Konzern mit der Vereinbarung aufstocken.
Fast fünf Milliarden Dollar Verlust
Der Ölkonzern hat das Jahr 2010 wegen der von ihm verursachten Ölpest im Golf von Mexiko mit einem Milliardenverlust abgeschlossen. Wie BP am Dienstag mitteilte, stand am Jahresende
ein Verlust von 4,9 Milliarden Dollar in den Büchern. Im Jahr zuvor hatte der Konzern noch knapp 14 Milliarden Dollar Gewinn gemacht.
Trotz des Riesenverlusts will BP die im Sommer ausgesetzte Dividendenzahlung wieder aufnehmen. Für das abgelaufene vierte Quartal sollen die Anteilseigner eine Ausschüttung von sieben Cent je Aktie erhalten.
Tatsächlich bessert sich die finanzielle Lage des Konzern bereits wieder. Trotz der Belastungen im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe hatte BP in den letzten beiden Quartalen 2010 wieder Gewinn gemacht. Für das vierte Quartal wies der Konzern einen Gewinn von 4,6 Milliarden Dollar aus - das waren 1,1 Milliarden mehr als im Vorjahresquartal.