Nach fünf Jahren Betrieb Vattenfall erwägt Stilllegung von Kohlekraftwerk Moorburg

Kohlekraftwerk Moorburg an der Elbe: Schon immer ein Zankapfel
Foto: Markus Scholz / dpaDer Betreiber Vattenfall würde das erst 2015 ans Netz gegangene Hamburger Kohlekraftwerk Moorburg gegen eine Entschädigung stilllegen. Dazu habe sich Vattenfall an einer Auktion der Bundesnetzagentur zur Stilllegung von Kraftwerkskapazitäten beteiligt, teilte das Unternehmen mit.
In einer ersten Runde hat die Bundesnetzagentur 4000 Megawatt Kraftwerkskapazität in Norddeutschland ausgeschrieben, die gegen eine Entschädigung stillgelegt werden sollen. Die Agentur will Anfang Dezember das Ergebnis der Ausschreibung bekannt geben.
"Es ist eine schwere Entscheidung, weil es ein junges, hocheffizientes Kraftwerk ist", sagte Vattenfall-Chef Magnus Hall der "Süddeutschen Zeitung" . Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei das nicht leicht. "Wenn man aber andererseits Geld damit verliert, muss man etwas tun."
Moorburg sollte eigentlich bis 2038 am Netz bleiben
Das Kraftwerk besteht aus zwei Blöcken mit einer Leistung von jeweils gut 800 Megawatt und ist offiziell seit 2015 in Betrieb. Es ist eines der modernsten und effizientesten Kohlekraftwerke in Deutschland und sollte eigentlich bis 2038 am Netz bleiben.
Ob Moorburg bei der Auktion der Bundesnetzagentur den Zuschlag erhält, ist offen. Die Agentur muss nicht nur die Höhe der Entschädigung berücksichtigen. Hier würde derjenige Bewerber den Zuschlag erhalten, der die geringste Summe fordert.
Doch wichtig ist auch der CO2-Ausstoß. Da hat Moorburg als modernes Kraftwerk eher bessere Werte je erzeugter Stromeinheit als ältere Mitbewerber. Zudem spielt die Versorgungssicherheit eine Rolle. Moorburg gilt als wichtiger Baustein in der norddeutschen Stromversorgung.
Hamburger Zankapfel
Moorburg ist seit vielen Jahren ein Zankapfel in der Hamburger Politik. Das Kraftwerk wurde Mitte der Nullerjahre geplant und fiel auf Wunsch des damaligen CDU-Senats unter Ole von Beust doppelt so groß aus wie zunächst vorgesehen. Den Grünen gelang es später in Senatsverantwortung aus rechtlichen Gründen nicht, den Bau zu stoppen, wie sie es zuvor angekündigt hatten. In Betrieb genommen wurde Moorburg offiziell 2015.
Die geplante Nutzung als kombiniertes Strom- und Wärmekraftwerk für die Hamburger Fernwärmeversorgung kam allerdings auch nicht zustande, sodass Moorburg heute vorwiegend Strom produziert. Das Kraftwerk kann bis zu elf Terawattstunden Strom pro Jahr erzeugen und stößt bei voller Last jährlich rund acht Millionen Tonnen CO2 aus. Im vergangenen Jahr waren es 4,7 Millionen Tonnen.
Die in Hamburg unter Bürgermeister Peter Tschentscher regierende SPD hatte im Februar überraschend angekündigt, früher als geplant aus der Kohleverstromung aussteigen zu wollen. Einer der beiden Blöcke des Kraftwerks soll stillgelegt, der andere zu einem Gaskraftwerk umgebaut werden, hatte Tschentscher damals kurz vor der Bürgerschaftswahl angekündigt. Nun hat auch Betreiber Vattenfall seine Pläne geändert.