Klimawandel-Geschäftsidee Grönland will Schmelzwasser an Unternehmen verkaufen

Schmelzwasser fließt bei Grönland ins Meer
Foto: Frank Sorge / imago imagesGrönland macht aus der Not eine Tugend und will das durch den Klimawandel verursachte Schmelzwasser an kommerzielle Unternehmen verkaufen. Trinkwasser soll zu einem Exportprodukt für den Weltmarkt werden. "Uns ist natürlich klar, dass der Klimawandel zum Schmelzen des Eises beiträgt", sagte Grönlands Energieminister Jess Svane dem "Tagesspiegel". "Aber er sorgt auch dafür, dass die Wasserknappheit auf der Welt zunehmen wird." Die grönländische Regierung habe erkannt, "dass wir daraus ein marktfähiges Produkt machen können, das anderswo fehlt".
Bisher gibt es laut Svane neun Projekte, die Lizenzen zum Export von Wasser erhalten haben. "Aber wir wollen expandieren und unser Wasser mit dem Rest der Welt teilen", sagte Svane. "Jetzt sagen wir der Welt: Wir haben große Mengen reinsten Wassers und wir bieten ihr an, diese Ressource zu nutzen." Insgesamt seien 16 Lizenzen zur Wassergewinnung ausgeschrieben. In welche Märkte das grönländische Wasser exportiert wird, ist laut Svane Sache der Unternehmen.
Wissenschaftler hatten im Dezember festgestellt, dass Grönlands massiver Eisschild viel schneller schmilzt als erwartet. Einer in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlichten Studie zufolge schmolzen 3,8 Billionen Tonnen Eis seit 1992 - wesentlich mehr als in den Jahrzehnten davor.
Grönland arbeitet an neuer Wirtschaftsstrategie
Grönlands Strategie mit dem Klimawandel umzugehen, ist durchaus auch umstritten. So lockt die Regierung aktiv Ölfirmen zu Bohrungen ins Land. Dafür hat das Land, das zu Dänemark gehört, eine neue Öl- und Gasstrategie verabschiedet. Sie soll helfen, multinationale Ölunternehmen anzulocken mit Steuernachlässen und neuen Feldern zur Ölbohrung.
Svane verteidigte die Strategie. "Soweit wir sehen können, wird der globale Öl- und Gasbedarf weiter steigen. Grönland hat das gleiche Recht wie alle anderen Nationen, diese Einkommensquelle zu nutzen, bis auf der Welt ausreichend erneuerbare Energie gewonnen werden kann", sagte er. Dennoch sei es Grönland wichtig, dass das Einkommen auf Grundlage von Nachhaltigkeit entstehe. Bislang sei das Land zu 90 Prozent abhängig von der Fischerei. Nun solle die grönländische Wirtschaft diversifiziert werden - etwa durch den Verkauf von Wasser, durch mehr Tourismus, den Betrieb von Rechenzentren mit sauberem Strom und mehr Schiffsverbindungen.