Anteil steigt auf ein Drittel Deutschland erzeugt mehr Strom aus Kohle

Ist das schon die Energiewende? Der Kohleanteil an der deutschen Stromerzeugung hat zugenommen – und betrug zuletzt gut 33 Prozent. Dagegen halbierte sich 2022 die Stromerzeugung aus Kernenergie.
Kohlekraftwerk Mehrum im Landkreis Peine: Die Stromerzeugung aus Kohle nahm zuletzt um 8,4 Prozent zu

Kohlekraftwerk Mehrum im Landkreis Peine: Die Stromerzeugung aus Kohle nahm zuletzt um 8,4 Prozent zu

Foto: Julian Stratenschulte / dpa

Kohle ist als Energieträger für die deutsche Stromproduktion in der Energiekrise wieder bedeutender geworden – und 2022 mit wachsendem Abstand der wichtigste Energieträger für die Stromerzeugung in Deutschland geblieben.

Ein Drittel (33,3 Prozent) des hierzulande erzeugten und ins Netz eingespeisten Stroms stammte vergangenes Jahr aus Kohlekraftwerken, wie das Statistische Bundesamt mitteilte . 2021 hatte der Anteil noch bei 30,2 Prozent gelegen. Damit nahm die Stromerzeugung aus Kohle binnen Jahresfrist um 8,4 Prozent zu.

Zweitwichtigste Energiequelle war die Windkraft. Deren Anteil an der Stromerzeugung stieg nach einem vergleichsweise windarmen Vorjahr um 9,4 Prozent auf knapp ein Viertel (24,1 Prozent). 2021 lag der Anteil noch bei 21,6 Prozent. Die Einspeisung aus Fotovoltaik nahm sogar um 19,5 Prozent zu und erreichte mit einem Anteil von 10,6 (2021: 8,7) Prozent ein ähnliches Niveau wie Erdgas – begünstigt durch eine hohe Zahl von Sonnenstunden.

Hohe Gaspreise mitverantwortlich für Comeback der Kohle

Die Stromerzeugung aus Kernenergie halbierte sich dagegen 2022 im Vorjahresvergleich und machte nur noch 6,4 Prozent der eingespeisten Strommenge aus (2021: 12,6 Prozent). Grund hierfür ist die Abschaltung von drei der sechs bis dahin noch im Betrieb befindlichen Kernkraftwerke Ende 2021. Nach derzeitigem Stand sollen bis zum 15. April 2023 auch die letzten drei Kernkraftwerke abgeschaltet werden.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 509 Milliarden Kilowattstunden Strom in Deutschland erzeugt und eingespeist. Das waren 1,9 Prozent weniger als 2021. Mit einem Anteil von 53,7 Prozent stammte der ins Netz eingespeiste Strom mehrheitlich aus konventionellen Energieträgern. Allerdings sank die Erzeugung aus diesen Quellen wegen der sinkenden Entwicklung aus Erdgas- und Kernkraftwerken um 8,7 Prozent. 2021 hatte der Anteil noch 57,7 Prozent betragen. Die Einspeisung aus erneuerbaren Energien stieg dagegen um 7,3 Prozent, der Anteil von 42,3 auf 46,3 Prozent. Neben der stärkeren Stromerzeugung aus Windkraft trug ein deutlicher Zuwachs beim Solarstrom dazu bei.

Der Strom aus Kohlekraftwerken verzeichnete 2022 nicht nur den höchsten Anstieg unter den für die Stromerzeugung relevanten konventionellen Energien. Er trug auch dazu bei, die starken Rückgänge der Stromerzeugung aus Erdgas und Kernenergie zu kompensieren. So sank die Stromeinspeisung aus Erdgas um 11,3 Prozent, nachdem sie bereits 2021 um 5,8 Prozent zurückgegangen war. »Hauptverantwortlich dafür waren die infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine angespannte Situation auf dem Gasmarkt und die damit verbundenen deutlich gestiegenen Preise für Erdgas«, so das Bundesamt.

Während Erdgas zur Stromerzeugung fast vollständig importiert werden muss, ist Deutschland bei der Stromerzeugung aus Kohle deutlich weniger importabhängig. Der Kohlestrom in Deutschland stammt zu rund 60 Prozent aus Braunkohle und zu rund 40 Prozent aus Steinkohle. Der Bedarf an Braunkohle wird dabei weitestgehend durch inländische Förderung, der Bedarf an Steinkohle durch Importe gedeckt.

apr/Reuters
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