Schrumpfendes Bruttoinlandsprodukt Deutsche Wirtschaft leidet unter Omikron – Aufschwung in Frankreich

Containerumschlag im Hamburger Hafen: Omikron bedroht das Geschäft mit Fernost
Foto: Daniel Bockwoldt / dpaDie Coronapandemie hat die Konjunktur in Deutschland zum Jahresende 2021 deutlich gebremst. Die Wirtschaft schrumpfte zwischen Oktober und Dezember preis- und saisonbereinigt um 0,7 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 2021. Das teilte das Statistische Bundesamt mit.
Ökonomen hatten nur mit einem Minus von 0,3 Prozent gerechnet. Doch die Delta-Welle vor Weihnachten und die im vierten Quartal neu aufziehende Omikron-Variante sowie die damit verbundenen Einschränkungen haben die deutsche Wirtschaft stärker belastet als erwartet.
Privater Konsum geht zurück
Nachdem die Wirtschaftsleistung im Sommer trotz zunehmender Liefer- und Materialengpässe wieder gewachsen war, wurde die Erholung zum Jahresende gestoppt. Besonders der private Konsum nahm im 4. Quartal 2021 gegenüber dem Vorquartal ab, für Einzelhändler, Gastronomen und Dienstleister galten in dem Zeitraum auch wieder wochenlang schärfere Zugangsbestimmungen.
Die staatlichen Konsumausgaben dagegen nahmen im vierten Quartal zu, während die Bauinvestitionen zurückgingen. Immerhin fiel die Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr 2021 laut Statistischem Bundesamt mit einem Plus von 2,8 Prozent leicht besser aus als die bisher vorhergesagten 2,7 Prozent. Allerdings konnte sie damit den Einbruch aus dem ersten Coronakrisenjahr 2020 von 4,6 Prozent nicht ausgleichen.
Fachleute befürchten, dass die Schwäche der deutschen Wirtschaft anhält – und es erneut zu einer technischen Rezession kommt. Davon wird gesprochen, wenn die Wirtschaftskraft in zwei Vierteljahren in Folge sinkt. Die Bundesregierung rechnet dennoch für 2022 insgesamt noch mit 3,6 Prozent Wirtschaftswachstum und für 2023 mit einem BIP-Plus von 2,3 Prozent.
Frankreich: Sieben Prozent BIP-Wachstum 2021
Im Gegensatz zu Deutschland ist die Wirtschaft in Frankreich trotz der Omikron-Welle Ende 2021 auch im vierten Quartal 2021 überraschend stark gewachsen – und hat im Gesamtjahr so kräftig zugelegt wie seit 52 Jahren nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Oktober bis Dezember zum Vorquartal um 0,7 Prozent, wie das nationale Statistikamt Insee mitteilte .
Ökonomen hatten für Frankreich nur mit einem Plus von 0,5 Prozent gerechnet, nach einem BIP-Anstieg von 3,1 Prozent im Sommer. Im Gesamtjahr 2021 legte die Konjunktur um 7,0 Prozent zu – und damit so stark wie seit 1969 nicht mehr. Allerdings war die Wirtschaft im Corona-Rezessionsjahr 2020 auch um 8,0 Prozent eingebrochen. Im zweiten Halbjahr 2021 stärkten vor allem Fortschritte bei der Impfkampagne und Lockerungen der Coronamaßnahmen die Konjunktur.
In China, das im Kampf gegen das Coronavirus an seiner No-Covid-Strategie festhält, droht angesichts der weltweit wieder steigenden Infektionen unterdessen ein erneuter Wachstumseinbruch. Solch eine mögliche Omikron-Wirtschaftskrise in Fernost könnte auch die konjunkturelle Erholung in Deutschland massiv zurückwerfen.
Ein Wachstumseinbruch in der Volksrepublik könne dazu führen, dass die deutsche Wachstumsprognose für 2022 halbiert werden müsse, berichtete die »Süddeutsche Zeitung « unter Berufung auf eine Simulationsrechnung des Analyse- und Beratungsunternehmens Prognos. In absoluten Werten gingen der Bundesrepublik in diesem Fall »gut 60 Milliarden Euro an zusätzlicher Wirtschaftsleistung verloren«.
Omikron in China könnte deutsche Wirtschaft bedrohen
Sollte Omikron Chinas Wirtschaft ähnlich schwer treffen wie die Alpha-Variante, würde das Bruttoinlandsprodukt der Volksrepublik laut der Simulation in diesem Jahr statt um sechs um nur noch 2,3 Prozent zulegen. Für Deutschland hieße das, dass die Wachstumsprognose für 2022 von bislang vier auf nur noch 2,1 Prozent zurückgeschraubt werden müsse.
Hintergrund des Szenarios sind laut »Süddeutscher Zeitung« Studien etwa der Universität Hongkong, wonach die in China verwendeten Impfstoffe Sinovac und Sinopharm gegen die Omikron-Variante offenbar nur unzureichend wirkten.
Hinzu komme, dass der Anteil Genesener mit natürlichem Immunschutz in kaum einem Land der Welt so niedrig sein dürfte wie in der Volksrepublik, weil Peking die Ausbreitung bisheriger Mutanten durch strikte Lockdowns und Massentests aufgehalten hatte. Damit seien 1,4 Milliarden Menschen kaum vor Omikron geschützt.
Für die chinesische Coronapolitik könnte das zu einem Dilemma führen: »Entweder wird die bisherige Null-Covid-Strategie in Umfang und Härte nochmals ausgeweitet, oder die Infektions- und Krankheitsfälle steigen massiv an«, heißt es laut der Zeitung in der Prognos-Simulation.
Dass die daraus resultierenden Folgen vor allem auch hierzulande zu spüren wären, liegt daran, dass die Volksrepublik der wichtigste Handelspartner der deutschen Wirtschaft ist. 2020 gingen den Angaben zufolge acht Prozent der hiesigen Ausfuhren in die Volksrepublik, zugleich wurden neun Prozent aller Vorleistungsgüter von dort bezogen.