Weniger Bestellungen aus dem Ausland Deutsche Industrie meldet Auftragsrückgang – hat aber ein noch größeres Problem

Montage von Transportern bei VW: Industrie fehlt es an Vorprodukten
Foto: Julian Stratenschulte / dpaNach drei Anstiegen in Folge haben deutsche Unternehmen bei der Zahl neuer Aufträge im Februar einen deutlichen Dämpfer bekommen. Gegenüber Januar gingen die Bestellungen um 2,2 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Experten hatten lediglich mit einem Minus von 0,2 Prozent gerechnet.
»Der Rückgang der Auftragseingänge im Februar ist in erster Linie vor dem Hintergrund der deutlichen Anstiege der Vormonate zu sehen«, schrieb das Bundeswirtschaftsministerium. »Ein Effekt des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ist in den Daten noch kaum enthalten.«
Der Krieg führe allerdings zu hohen Unsicherheiten bezüglich der weiteren Entwicklung der Nachfrage. Der Ausblick für die nächsten Monate falle daher gedämpft aus.
»Der Rückgang ist insbesondere auf die Auslandsaufträge zurückzuführen«, erklärten die Statistiker die Entwicklung im Februar. Deren Volumen fiel um 3,3 Prozent geringer aus als im Januar. Dabei nahm das Neugeschäft außerhalb der Eurozone um 3,4 Prozent ab, das aus der Währungsunion sank um 3,3 Prozent. Die Inlandsaufträge hingegen gingen nur leicht um 0,2 Prozent zurück.
Für die Industrieproduktion kommt es nach den Worten von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in den kommenden Monaten weniger auf die Nachfrage an als vielmehr auf die Verfügbarkeit von Vorprodukten. »Und die hat sich wegen des Ukrainekriegs und der rigiden Lockdownpolitik in China wieder verschlechtert.« Als Folge haben viele Unternehmen Probleme, die eingehenden Aufträge überhaupt abzuarbeiten.
Rohstoffe und Vorprodukte fehlen
Viele Industriebetriebe berichten derzeit von zunehmenden Engpässen, die sich nach der russischen Invasion in der Ukraine teils noch verschärft haben: 80,2 Prozent klagten im März über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen, wie das Ifo-Institut bei seiner Unternehmensumfrage herausfand. So fehlen den Autobauern etwa die bislang in der Ukraine hergestellten Kabelbäume. 17 Prozent der Industriefirmen importieren den Ifo-Angaben zufolge aus Russland, das wegen des Krieges von westlichen Staaten mit harten Sanktionen belegt wurde.
Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, schrieb, die deutsche Industrie könne den Auftragsrückgang im Februar verschmerzen. Ohnehin seien gut gefüllte Auftragsbücher kein Garant für eine gut laufende Konjunktur. »Solange Rohstoffe und Vorprodukte fehlen, wird der Auftragseingang immer mehr zu einer Größe ohne praktische Relevanz.«