Kraftwerksbetreiber Stadtwerke wollen Evonik-Tochter kaufen

Evonik-Zentrale in Essen: Eng mit der Landespolitik verbandelt
Foto: Franz-Peter Tschauner/ picture-alliance/ dpaEssen - Das Stadtwerke-Konsortium Rhein-Ruhr hat ein Angebot für den Kraftwerkbetreiber Evonik Steag abgegeben. Wie die Stadtwerke Essen - eines von sieben in dem Konsortium zusammengeschlossenen Unternehmen - mitteilte, werde mit dem Erwerb der mehrheitlichen Anteile die Schaffung einer kommunalen Erzeugerplattform angestrebt.
Die Evonik-Energiesparte Steag betreibt Steinkohlekraftwerke in Deutschland und im Ausland. Der Unternehmenswert wird in der Branche auf etwa vier Milliarden Euro geschätzt. Verkauft werden soll ein Anteil von knapp über 50 Prozent. Da Pensionsverpflichtungen und Fremdanteile abzuziehen sind, liegt der Kaufpreis laut "Financial Times Deutschland" in der Größenordnung von 600 bis 700 Millionen Euro.
Zu den insgesamt fünf Kaufinteressenten in der letzten Runde zählt neben dem Konsortium auch die Rethmann-Gruppe, Eigentümerin des Entsorgers Remondis, das türkische Familienunternehmen Park Holding, die tschechische Energieholding EPH und das indische Familienunternehmen Hinduja. Evonik selbst wollte sich zu dem Verkaufsprozess nicht äußern. Auch seitens der Stadtwerke wurden keine weiteren Angaben gemacht.
Dem Bündnis von Stadtwerken werden im Bieterrennen leichte Vorteile gegenüber den anderen Bietern eingeräumt, da sie auf gute Verbindungen zur einflussreichen Gewerkschaft IG BCE und der Landespolitik in Nordrhein-Westfalen setzen können. Beide haben Einfluss auf Evonik und den Firmeneigner RAG-Stiftung.
Das Evonik-Geschäftsfeld Energie konzentriert sich auf Planung, Bau und Betrieb von Kraftwerken für fossile Brennstoffe wie Steinkohle. In Deutschland werden neun Steinkohlekraftwerke betrieben, außerdem gibt es Kraftwerke in der Türkei, Kolumbien und auf den Philippinen. Ein Großabnehmer von Strom aus Steag-Kraftwerken in Deutschland ist RWE. Auch die Deutsche Bahn gehört zu den Kunden.