Klagen von Krebspatienten Prozesswelle gegen Bayer-Tochter Monsanto in den USA beginnt

Es dürfte nur der Auftakt für eine Reihe von Prozessen sein: Die Bayer-Tochter Monsanto muss sich in den USA erneut vor Gericht verantworten. Wieder geht es um mögliche Krebsrisiken durch den Unkrautvernichter Glyphosat.
Unkrautvernichtungsmittel Roundup

Unkrautvernichtungsmittel Roundup

Foto: Benoit Tessier/ REUTERS

Bayer steht ein weiterer brisanter Rechtsstreit in den USA bevor. In San Francisco startet der Prozess des Klägers Edwin Hardeman gegen die Bayer-Tochter Monsanto. Deren Unkrautvernichtungsmittel Roundup macht Hardeman für seine Erkrankung an Lymphdrüsenkrebs verantwortlich. Er wirft Monsanto vor, die Risiken des Produkts mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat verschwiegen zu haben. Der Konzern weist die Anschuldigungen energisch zurück.

Nachdem die Auswahl der Jury bereits erfolgt ist, sollen die Streitparteien zum Prozessauftakt am Montag ihre eröffnenden Statements abgeben. Danach steht ein regelrechter Anhörungsmarathon an - für die nächsten vier bis fünf Wochen sind dem Gericht zufolge an jedem Wochentag außer Donnerstag rund sechsstündige Verhandlungen geplant.

Für Bayer   ist der Rechtsstreit mit Hardeman auch deshalb brisant, weil es sich um einen "Bellwether Case" genannten Musterfall in einem Massenverfahren handelt, der richtungsweisend für viele weitere Klagen ist. Hunderte Klagen sind bei Richter Vince Chhabria im nördlichen Bezirk von San Francisco gebündelt. Insgesamt gibt es in den USA rund 9300 Kläger gegen Monsanto  , die Prozesswelle kommt also gerade erst in Fahrt.

Schlappe vor Gericht ließ die Aktie abstürzen

Der deutsche Chemiekonzern Bayer hatte im vergangenen Jahr den US-Konzern für rund 63 Milliarden Dollar übernommen, um in den Märkten Agrochemie und Saatgut ganz vorn dabei zu sein. Bayer verkündete zudem, dass der Name Monsanto verschwinden wird. Doch die rechtlichen Risiken bleiben.

So hatte der Konzern bereits im vergangenen Jahr eine Niederlage vor einem US-Gericht erlitten. Eine Geschworenenjury hatte entschieden, dass das Unternehmen dem Krebspatienten Dewayne Johnson insgesamt 289 Millionen Dollar (255 Millionen Euro) zahlen müsse. Zwar senkte die zuständige Richterin die Summe später drastisch, zudem ist auch der geringere Schadensersatz bislang wenig aussagekräftig, da der Konzern Berufung eingelegt hat. Dass es aber überhaupt zu einem Schuldspruch kam, war ein Schock, der die Bayer-Aktie auf Talfahrt schickte und massiv am Börsenwert zehrte.

Zunächst soll die Krebsgefahr durch Glyphosat verhandelt werden

Beim nun beginnenden zweiten Prozess geht es um Fachfragen, die hohe Expertise erfordern. So konnte die Wissenschaft trotz langjähriger Konflikte bislang nicht klären, ob Roundup zu Krebs führen kann. Die vielen US-Klagen stützen sich vor allem auf die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Monsantos Unkrautvernichter 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" für Menschen einstufte.

Ein Erfolg für Bayer war indes Richter Chhabrias Entscheidung von Januar, das Sammelverfahren in zwei Stufen zu teilen. Dadurch wird es zuerst um die Frage gehen, ob Glyphosat krebserregend ist. Sollten die Kläger dies belegen können, so würde dann im weiteren Verlauf erörtert, ob Monsanto arglistig über Risiken seiner Produkte hinweggetäuscht hat.

Mehr über den Streit über das Krebsrisiko von Glyphosat lesen Sie hier .

mmq/dpa-AFX/dpa
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