Krisenfolgen Deutsche verlieren Vertrauen in Bankberater

Beratungsgespräch: Jeder Zweite ist bereit zum Wechsel
Foto: CorbisHamburg - Die gescheiterte Klage zweier Käufer von Lehman-Zertifikaten vor dem Bundesgerichtshof hat es gerade wieder gezeigt: Das Vertrauen vieler Kunden in ihre Bankberater wurde durch die Finanzkrise schwer erschüttert. Nun belegt eine Umfrage, wie sehr das Ansehen der Branche gelitten hat: Demnach vertrauen im Schnitt 31 Prozent der Europäer ihrem wichtigsten Finanzberater heute weniger als 2008. In Deutschland ist der Vertrauensverlust mit 38 Prozent besonders groß. Für die repräsentative Umfrage ließ der Finanzdienstleister Fidelity 12.000 Privatanleger in 14 Ländern interviewen.
Zwar wollen sich rund zwei Drittel der deutschen Kunden weiter bei der Geldanlage beraten lassen, für 56 Prozent ist ihre Bank dabei der wichtigste Partner. Doch mehr als zwei Drittel sind zugleich überzeugt, dass ihr Berater in erster Linie seine eigenen Interessen verfolgt oder diese bei seinen Empfehlungen zumindest eine Rolle spielen. Weniger als ein Drittel der Kunden glaubt, dass ihr Berater ausschließlich im Interesse seiner Kunden handelt.
In Deutschland hatten im vergangenen Jahr 16 Prozent der Kunden erklärt, dass sie ihrem Finanzberater voll vertrauen. Mittlerweile ist dieser Anteil auf 13 Prozent gesunken. Zugleich kann sich jeder zweite Deutsche vorstellen, seinen Berater zu wechseln. Gerade einmal zwei Prozent der Befragten überlassen die Anlageentscheidungen komplett Finanzprofis, ein gutes Drittel verzichtet dagegen ganz auf deren Hilfe.
Vergleichsweise gut im Geschäft sind in Deutschland Online-Broker: 15 Prozent der Befragten nannten diese als bevorzugten Partner - doppelt so viel wie im europaweiten Schnitt. Stark gesunken ist dagegen das Interesse an kostenpflichtiger Beratung. Konnten sich 2010 noch 51 Prozent der Deutschen vorstellen, Beratungshonorare zu zahlen, so sind es nun nur noch 35 Prozent. Zur Begründung sagten die Befragten vor allem, dass die Berater bereits von ihrem Arbeitgeber oder über Kommissionen für das verkaufte Produkt entlohnt würden.