»Eine sehr profitable Bank« Kurseinbruch an der Börse – Kanzler stellt sich hinter Deutsche Bank

Olaf Scholz in Brüssel: »Striktere, klarere Regeln« als in vielen anderen Ländern der Welt
Foto: Geert Vanden Wijngaert / dpa / APNach dem Zusammenbruch der Credit Suisse in der Schweiz beschwichtigt Bundeskanzler Olaf Scholz Sorgen um die Deutsche Bank. »Es gibt keinen Anlass, sich irgendwelche Gedanken zu machen«, sagte der SPD-Politiker zum Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel.
Im Lauf des Tages war der Börsenkurs der Deutschen Bank in Frankfurt allerdings zeitweise zweistellig um mehr als 13 Prozent eingebrochen. Hintergrund dürfte sein, dass Anleger sich unsicher sind, wie sie die geldpolitischen Perspektiven und Gefahren der Bankenturbulenzen einordnen sollen.
In dieser Lage hob Scholz hervor: »Die Deutsche Bank hat ihr Geschäftsmodell grundlegend modernisiert und neu organisiert und ist eine sehr profitable Bank.« Womöglich halfen diese stärkenden Worte des Kanzlers: Das Institut konnte seine Verluste an der Börse am Nachmittag jedenfalls wieder eindämmen.
Wie Scholz warb auch die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, um Vertrauen in das System. Europas Bankensektor sei sehr »widerstandsfähig«, versicherte sie. Sie berichtete den europäischen Staats- und Regierungschefs am zweiten Tag des EU-Gipfels über mögliche Risiken durch den Zusammenbruch zweier kleinerer US-Banken und durch die Not-Übernahme der Schweizer Credit Suisse durch die UBS-Bank.
Scholz will Banken- und Kapitalmarktunion ausbauen
Außer bei Deutschen Bank sackten die Kurse auch bei anderen Banken kräftig ab. Die Commerzbank war zeitweise zehn Prozent im Minus, auch französische und britische Institute gerieten in den Strudel. Grund war vor allem ein starker Anstieg der Kosten für Kreditausfallversicherungen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron machte Spekulation für die jüngste Talfahrt verantwortlich. »Die Eurozone ist die Region, in der die Banken am solidesten sind«, sagte Macron. Lagarde sagte den Staats- und Regierungschefs in Brüssel laut einem EU-Vertreter, der Bankensektor verfüge »über eine solide Kapital- und Liquiditätsdeckung«.
Scholz hob hervor, dass es in der Eurozone und der Europäischen Union »striktere, klarere Regeln« als in vielen anderen Ländern der Welt gebe. Das sei das Ergebnis jahrelanger Arbeit nach der großen Finanzkrise 2008 und 2009. Die jüngste Entwicklung sei jedoch Ansporn, da weiter zu machen und die Banken- und Kapitalmarktunion auszubauen, sagte der Kanzler.
Eurogruppen-Präsident Paschal Donohoe mahnte bei der Bankenunion rasche Fortschritte an. »Wir fordern weitere Anstrengungen zur Vollendung unserer Bankenunion«, hieß es auch in der gemeinsamen Gipfelerklärung. Umstritten sind dabei vor allem Pläne für eine gemeinsame europäische Einlagensicherung.
Für Einlagen besteht in Deutschland ein gesetzlicher Schutz bis zu einer Summe von 100.000 Euro pro Person und Bank. Die Regeln waren 2015 in der EU verschärft und vereinheitlicht worden. Deutsche Sparer profitieren zudem von freiwilligen Einlagensicherungsfonds der Banken, um auch Verluste oberhalb von 100.000 Euro auszugleichen.