Landwirtschaft EU-Geld züchtet Großbetriebe

Kuhstall
Foto: Krytzner/ dpaDie EU verteilt Hilfen für die Landwirtschaft so, dass immer mehr, vornehmlich kleine Höfe sterben - und zwar in allen Mitgliedsländern. Das zeigt der diesjährige Agrar-Atlas, den die Heinrich-Böll-Stiftung, der BUND und Le Monde diplomatique am Mittwoch in Berlin vorstellen und die der SPIEGEL vorab einsehen konnte.
Der Band, der umfänglich "Daten und Fakten zur EU-Landwirtschaft" auflistet, kommt zur rechten Zeit. Die EU diskutiert seit Monaten über eine Reform ihrer Agrarpolitik ab 2021. Das umstrittenste Element jedoch, die weitgehende Kopplung der meisten Direktzahlungen an die Unternehmensfläche, soll grundsätzlich beibehalten werden - auch auf Drängen Deutschlands.
Diese Politik hat dazu geführt, dass die EU-Bürger schon jetzt von immer weniger Höfen ernährt werden. Seit 2008 stieg die Zahl der Betriebe mit mehr als 100 Hektar um 16 Prozent. Sie machen nur drei Prozent aller Höfe aus, bewirtschaften aber mehr als die Hälfte der gesamten Nutzfläche.
Bundesbürger würden kleinere Höfe fördern
Von 2003 bis 2013 gab ein Viertel aller landwirtschaftlichen Betriebe in der EU auf, allein in Bayern starben in den vergangenen acht Jahren 13.860 Höfe. Nur noch rund die Hälfte der 270.000 deutschen Agrarbetriebe können ihre Besitzer noch ernähren, die anderen 50 Prozent werden nur noch im Nebenerwerb geführt.
Dabei wollen die Deutschen mehrheitlich kleinere Bauernhöfe fördern statt Agrarfabriken. Fast drei Viertel der Befragten wünschen sich eine stärkere staatliche Unterstützung mittlerer und kleinerer Betriebe, fand das Meinungsforschungsinstitut Forsa im November heraus.
"Wir müssen weg von pauschalen Flächenprämien", fordert Christian Rehmer, Agrarexperte des BUND, "und die Fördermittel sinnvoll einsetzen für den Erhalt bäuerlicher Betriebe und eine umweltfreundliche und tiergerechte Landwirtschaft."