Libysche Anlage bei Société Générale Französische Bank verzockte Gaddafi-Milliarde

Société Générale: Gebühren kassiert für Flop-Investment
Foto: epa Maya Vidon/ picture-alliance/ dpaHamburg - Die "Financial Times" berichtet über eine Anlage von einer Milliarde Dollar, die der libysche Staatsfonds LIA bei der Société Générale platziert hatte - im Frühjahr 2008. Das war zu jener Zeit, als der Milliardenbetrug von Jérôme Kerviel bekannt wurde. Der langjährige Mitarbeiter der französischen Bank hatte dem Institut mit hochriskanten Spekulationsgeschäften einen Verlust in Höhe von fünf Milliarden Euro beschert. Zu diesem Zeitpunkt drehte die SocGen den Libyern ein Derivat-basiertes Produkt an, das an den Verlauf der eigenen Aktie gekoppelt war.
Die Zeitung zitiert nun aus internen Dokumenten, aus denen hervorgehe, dass die Anlage des libyschen Staatsfonds 72 Prozent bis Mitte 2010 an Wert verloren habe. Im Klartext: Die Franzosen verzockten fast drei Viertel des Geldeinsatzes.
Die Aktie des Instituts hatte nach dem Kerviel-Betrug mehr als 50 Prozent an Wert eingebüßt. Die Société Générale war damit massiv unterbewertet und ein Übernahmekandidat. Trotzdem ging die Wette auf steigende Kurse nicht auf.
Der Fall der Franzosen ist nur eines der zahlreichen Beispiele, wie die Großbanken sich am Geschäft mit dem libyschen Despoten bereicherten.
Auch Goldman Sachs zockte mit Gaddafis Geld
Bereits in der vergangenen Woche hatte die "FT" aus einem Bericht zitiert, den die britische Nichtregierungsorganisation Global Witness veröffentlichte. Demnach hat sich das Gaddafi-Regime mit spekulativen Finanzprodukten gewaltig verkalkuliert. Allein die LIA-Investments bei Banken und Hedgefonds schrumpften laut "FT" von rund fünf auf etwa 3,5 Milliarden Dollar. Auch das Gesamtvermögen des Fonds reduzierte sich: Zwischen dem ersten und zweiten Quartal 2010 ging es von 55,9 auf 53,3 Milliarden zurück.
Auch die US-Großbank Goldman Sachs war in die Geschäfte involviert: Das Institut soll rund 1,3 Milliarden Dollar des libyschen Staatsfonds verspielt haben. Gaddafis Investitionen verloren hier angeblich sogar 98 Prozent an Wert.
Die Société Générale wollte zu dem Bericht nicht Stellung nehmen. Ein Sprecher sagte der "FT" lediglich, die Bank mache mit vielen Staatsfonds Geschäfte und halte sich dabei stets an die Regeln. Der LIA machte keine Angaben zu dem Bericht.