Unterwasser-Biotop und Schweinswale angeblich in Gefahr Deutsche Umwelthilfe geht gegen LNG-Terminal in Wilhelmshaven vor

LNG soll Deutschland unabhängiger von Gas aus Russland machen – und beim Übergang zu den Erneuerbaren helfen. Doch in Wilhelmshaven verlangt die Umwelthilfe für ein neues Terminal den sofortigen Baustopp.
Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven: Widerspruch gegen Terminal eingelegt

Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven: Widerspruch gegen Terminal eingelegt

Foto: Sina Schuldt / dpa

2022 und 2023 sollen mehrere schwimmende Terminals für Flüssigerdgas (LNG) an der deutschen Küste in Betrieb genommen werden. Sie sollen einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, sich aus der deutschen Abhängigkeit von russischem Gas zu lösen. Doch gegen eine der geplanten Anlagen in Wilhelmshaven hat die Deutsche Umwelthilfe nun einen sofortigen Baustopp gefordert.

Mit dem Bau drohe die unumkehrbare Zerstörung eines Unterwasser-Biotops, außerdem würden Schweinswale gefährdet, teilte die Umweltschutzorganisation mit . Darüber hinaus müssen etwa Stahlrohrpfähle in den Meeresgrund gerammt werden. »Dies verursacht hohe Schallemissionen«, so die Organisation.

»Zerstörung unserer Lebensgrundlagen Tür und Tor geöffnet«

Trotzdem sei der Baustart ohne Offenlegung der Unterlagen und Beteiligung von Umweltverbänden genehmigt worden. Die Umwelthilfe habe daher Widerspruch gegen den Bescheid des Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) eingelegt.

»Statt endlich konsequent den Wandel hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft einzuleiten, wird der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen weiter Tür und Tor geöffnet«, kritisierte der Bundesgeschäftsführer der Umwelthilfe, Sascha Müller-Kraenner. Gerade in Krisenzeiten müssten die Prinzipien des Rechtsstaates gewahrt bleiben. Das gelte besonders für das Klimaschutz- und Umweltrecht.

Habeck am Donnerstag in Wilhelmshaven erwartet

Die ersten Arbeiten für das schwimmende Terminal sollen noch in dieser Woche beginnen, wie Niedersachsens Energieministerium angekündigt hatte. Am Donnerstag wird Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in Hooksiel bei Wilhelmshaven erwartet, um eine Absichtserklärung zu unterzeichnen, den Standort »zu einer Drehscheibe für saubere Energie für Deutschland« auszubauen. Spätestens Anfang 2023 soll der LNG-Import beginnen.

Noch bezieht – Stand Mitte April – Deutschland etwa 35 Prozent seines Bedarfs an Gas aus Russland. Seit Wochen versucht die Bundesregierung sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien, unter anderem wurde der Bezug aus Norwegen und den Niederlanden erhöht. Gas gilt in den Augen der Bundesregierung als Brückentechnologie, um die Wende hin zu rein erneuerbaren Energien zu schaffen. Damit auch in großem Stile Flüssiggas etwa aus den USA oder Katar importiert werden kann, müssen laut Regierung jedoch auch neue Entladestationen entstehen – wie das in Wilhelmshaven geplante Terminal.

Die Umwelthilfe kritisiert nun, die Terminals würden mit großer Hast vorangetrieben. Habeck habe bislang keine Zahlen und Daten vorgelegt, dass »die geplanten Terminals unter Berücksichtigung der schon vorhandenen Möglichkeiten zur Energieeinsparung und zum Bezug von Erdgas auch wirklich notwendig sind«.

apr/dpa
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