Massive Verluste Lufthansa kündigt Entlassungen an

Milliardenverluste infolge des Corona-Lockdowns hatten sie erwartet bei der Lufthansa. Doch die Krise wird länger andauern als zunächst gedacht - jetzt spricht Vorstandschef Spohr sogar von Kündigungen.
Lufthansa-Maschinen auf dem Flughafen Frankfurt: Langstrecke liegt weiterhin brach

Lufthansa-Maschinen auf dem Flughafen Frankfurt: Langstrecke liegt weiterhin brach

Foto: DANIEL ROLAND/ AFP

Die Lufthansa rechnet damit, dass die Durststrecke nach der Coronakrise noch länger andauert als ursprünglich befürchtet. "Wir erleben eine Zäsur des globalen Luftverkehrs", erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Donnerstag. Er prognostizierte, wie zuvor schon der internationale Branchenverband IATA, eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau erst 2024 und damit ein Jahr später als zunächst angenommen. Die Airline-Gruppe erlitt im zweiten Quartal, als wegen der Reisebeschränkungen in der Pandemie kaum noch Flugzeuge abhoben, erneut massive Verluste. Der bereinigte operative Fehlbetrag fiel mit 1,7 Milliarden Euro aber knapp 300 Millionen Euro niedriger aus, als die vom Unternehmen befragten Analysten im Schnitt erwartet hatten.

Bei nur noch vier Prozent der Fluggäste im Vergleich zum Vorjahreszeitraum brach der Umsatz von April bis Juni um 80 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro ein. Im ersten Halbjahr sammelte sich ein Rekord-Nettoverlust von drei Milliarden Euro. Auch im zweiten Halbjahr sei trotz des wieder wachsenden Luftverkehrs mit einem deutlichen Minus zu rechnen, erklärte das Unternehmen. Analysten erwarteten zuletzt für 2020 ein Minus von rund fünf Milliarden Euro beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern. Während der Flugverkehr innerhalb von Europa seit dem Ende der Reisewarnung Mitte Juni wieder zunimmt, liegt die für die Lufthansa wichtige Langstrecke, etwa in die USA, wegen der Pandemie weiterhin weitgehend brach. Durch erneute Ausbrüche in Regionen wie zuletzt in Nordspanien kommt es zu Rückschlägen. Für Luftfahrt und Tourismus, die am härtesten von der Pandemie betroffenen Branchen, ist eine zweite Corona-Welle die größte Sorge.

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Ohne die neun Milliarden Euro schwere staatliche Finanzhilfe hätte die Lufthansa die Krise wohl nicht überstanden. Spohr hatte im Mai gewarnt, das Geld drohe bald auszugehen. Bis Ende Juni verfügte das Unternehmen noch über 2,8 Milliarden Euro an eigenen Mitteln, inklusive des Rettungspakets waren es jetzt knapp zwölf Milliarden Euro. Massive Kostensenkungen sollen jetzt dazu beitragen, die Krise zu bewältigen und die Schulden beim Staat rasch wieder abzubauen. Zum Sparprogramm gehört auch die Reduzierung von Personal, die bei den ausländischen Töchtern Austrian und Brussels Airlines sowie Swiss schneller geht als in Deutschland. Die Zahl der Mitarbeiter sank bereits um 8300 auf 129.400. Konzernweit hatte Spohr, der die Flotte von rund 760 Flugzeugen auf lange Sicht um "mindestens" 100 Maschinen verkleinern will, den Personalüberhang mit 22.000 Vollzeitstellen beziffert.

In Deutschland schleppen sich die Verhandlungen mit den Gewerkschaften über Regeln zu einem sozialverträglichen Stellenabbau seit Monaten hin. Das bisherige Versprechen, dabei ohne Kündigungen auszukommen, zog Spohr mit Verweis auf die Verhandlungen und die noch schlechtere Marktentwicklung zurück. "Ziel des Konzerns war es, betriebsbedingte Kündigungen nach Möglichkeit zu vermeiden", erklärte die Lufthansa. Das Ziel sei nicht mehr realistisch.

mik/Reuters
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