Flottenmodernisierung Lufthansa sortiert A380 aus

Lufthansa-Airbus A380-800 (Archiv)
Foto: Boris Roessler/ dpa
Lufthansa-Airbus A380-800 (Archiv)
Foto: Boris Roessler/ dpaDie Lufthansa verkauft einen Teil ihrer A380-Flotte. Sechs der 14 Maschinen gehen in den Jahren 2022 und 2023 an den Hersteller Airbus zurück, teilte Lufthansa in Frankfurt mit. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Gleichzeitig gab das Unternehmen den Kauf von 40 sparsameren Langstrecken-Jets der Typen Boeing 787-9 und Airbus A350-900 bekannt. Der Boeing-Dreamliner wird damit erstmals im Lufthansa-Konzern eingesetzt.
Laut Preisliste haben die Bestellungen der jeweils zweistrahligen Jets einen Gesamtwert von rund zwölf Milliarden US-Dollar (10,6 Milliarden Euro). Allerdings sind bei Flugzeugbestellungen Rabatte auch in einer Höhe von 50 Prozent nicht unüblich.
Lufthansa nennt CO2-Ausstoß als wichtigen Grund
Die neuen Flugzeuge werden von Ende 2022 bis 2027 ausgeliefert. Die Entscheidung, bei welcher Airline und an welchem Flughafen die bestellten Flugzeuge zum Einsatz kommen, wird zu einem späteren Zeitpunkt gefällt. Neben der Marke Lufthansa besitzt der Konzern noch Swiss und Austrian sowie die Billig-Tochter Eurowings.
Über die Konditionen der A380-Rückgabe an Airbus äußerte sich die Lufthansa nur insoweit, dass dadurch ihr Ergebnis nicht beeinträchtigt werde. Airbus hatte Mitte Februar nach einer Reihe von Stornierungen entschieden, die Produktion des weltgrößten Passagierjets 2021 zu beenden. Grund sind fehlende Neubestellungen für den doppelstöckigen Flieger mit seinen vier Triebwerken.
"Für unsere Investitionsentscheidung war neben der Wirtschaftlichkeit der A350 und der B787 auch der deutlich geringere CO2-Ausstoß dieser neuen Generation von Langstreckenflugzeugen ausschlaggebend", teilte Lufthansa-Chef Carsten Spohr mit.
Im Schnitt werden die neuen Flugzeuge nur noch rund 2,9 Liter Kerosin pro Passagier und 100 Kilometer Flugstrecke verbrauchen. Das seien rund 25 Prozent weniger als bei ihren Vorgängermodellen, was sich gleichermaßen positiv auf die CO2-Bilanz auswirken werde. Zudem würden die Betriebskosten um ein Fünftel sinken.
Bis zur "Mitte des nächsten Jahrzehnts" will Lufthansa die gesamte Langstreckenflotte modernisieren. Allein die dadurch möglichen Treibstoffeinsparungen summieren sich Unternehmensangaben zufolge auf 500.000 Tonnen Kerosin oder 1,5 Millionen Tonnen CO2 im Jahr.
Die Lufthansa-Gruppe betrieb - Stand Dezember 2018 - eine Langstreckenflotte mit 199 Maschinen. Darunter sind bereits zwölf Airbusse A350-900.
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Unter dem Codenamen A3XX lässt das Airbus-Konsortium 1994 das Konzept des neuen Riesenfliegers skizzieren. Sechs Jahre später fällt offiziell der Startschuss für das Projekt - aus A3XX wird A380.
Am 27. April 2005 ist es dann so weit: Erstmals startet ein Airbus A380 vom Werksflughafen im französischen Toulouse. Die Entwicklungskosten des Prestigeprojekts betragen rund 25 Milliarden Euro.
Mitarbeiter des Airbus-Werks in Hamburg-Finkenwerder am Südufer der Elbe verfolgen den Erstflug auf einer Leinwand. Der Flug der "Königin der Lüfte" führte auf den Atlantik hinaus und dauerte fast vier Stunden.
Rund 550 Passagiere auf zwei Ebenen können in der Standardvariante mit dem Flugzeug von Kontinent zu Kontinent fliegen - sofern an den Flughäfen die nötige Infrastruktur vorhanden ist. Für die Abfertigung werden zusätzliche Gangways und mehr Platz benötigt.
Für den europäischen Flugzeughersteller Airbus ist der A380 ein wichtiges Statussymbol im Wettlauf mit dem US-Konkurrenten Boeing. Europäische Politiker lassen sich gern mit ihm ablichten. Hier - noch vor dem Erstflug des Modells - der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) 2005 in Toulouse.
Der erste Linienflug erfolgt zweieinhalb Jahre später - am 25. Oktober 2007 mit Singapore Airlines nach Sydney. Die Passagiere mögen das Flugzeug, selbst in der Economy Class - vor allem, weil der A380 deutlich leiser ist als vergleichbare Flugzeuge.
Doch die Größe des Flugzeugs bringt auch Nachteile mit sich - seine vier großen Triebwerke schlucken viel Sprit.
A380-Rumpf in Hamburg-Finkenwerder: Die Auslieferungen der Linienmaschinen hatten sich stark verzögert. Später wurde bekannt, dass es Probleme mit der Elektronik sowie der Ausstattung der Kabine gab.
Ein besonderes Problem: Die Verkabelung des A380. 2006 traten EADS-Co-Vorstandschef Noël Forgeard und Airbus-Chef Gustav Humbert wegen der Verzögerungen zurück.
Der A380 über dem Hamburger Airbus-Gelände im Jahr 2005: Der europäische Luftfahrt-Konzern hatte eigentlich über 40 Jahre hinweg mit dem A380 rund 150 Milliarden Euro verdienen wollen - nun soll die letzte Maschine bereits 2021 ausgeliefert werden.
Dabei hatte die A380-Geschichte so hoffnungsvoll begonnen: Die arabische Fluggesellschaft Emirates hatte bereits im Juli 2000 als erste die damals noch A3XX genannten Maschinen bestellt - und teils luxuriös ausstatten lassen.
An Bord gibt es für Gäste der Business- und First Class eine Bar. Auch British Airways gab 2007 seine jahrzehntelange Loyalität zu Boeing bei Langstreckenflugzeugen auf und bestellte zwölf A380.
Singapore Airlines rüstete seine A380 mit Suiten aus. Doch je mehr Luxus an Bord, desto geringer die Passagierkapazität. In einer nur mit Economy-Sitzen ausgestatteten Variante können mehr als 850 Passagiere auf einmal mitfliegen.
Eine Stewardess richtet am Flughafen Changi die Betten an Bord eines A380 von Singapore Airlines.
Dieses im Jahr 2000 vorgestellte Kabinenmodell wirkt dagegen kühl und weniger opulent.
Eine Treppe verbindet die beiden Passagierdecks an Bord des A380 - hier ebenfalls ein Modell aus dem Jahr 2000: Der A380 sollte der "Jumbojet" genannten Boeing 747 Konkurrenz machen - das bis dahin einzige Passagierflugzeug mit zwei Ebenen für Fluggäste.
Doch gegen das inzwischen 50 Jahre alte Boeing-Erfolgsmodell kam der A380 nie richtig an. Die Probleme mit der Elektronik galten als behoben, doch Risse an den Tragflächen und Probleme mit den Triebwerken belasteten von 2010 an den Ruf des A380 schwer. Mehrere Linienmaschinen des Typs mussten umkehren oder notlanden.
747 der Lufthansa: Mehr als 1500 "Jumbos" lieferte Boeing über die Jahre hinweg aus, vom A380 wurden bislang weniger als 250 Stück gefertigt. Die Jumbojets sind auch als Frachtmaschinen sehr gefragt - eine Frachtversion des A380 kam dagegen nie zustande.
Die Nachfrage nach dem A380 (hier das Werk in Hamburg) ließ deutlich nach. Auch, weil sich neben den Strecken zwischen den großen Metropolen ein engmaschigeres Netz im Flugverkehr etabliert hat, bei dem man ohne Umsteigen ans Ziel kommt. Auch das Boarding geht bei kleineren Maschinen mitunter schneller.
Nun gibt Airbus den Prestigeflieger auf. In zwei Jahren soll er nicht mehr verkauft werden. "Es war eine schmerzliche Entscheidung für uns", sagte der jetzige Airbus-Chef Tom Enders. Für die Beschäftigten sieht er gute Chancen, in anderen Bereichen unterzukommen. Der Produktionsstopp, dem im Jahr 2021 die letzte Auslieferung des A380 folgen soll, betrifft 3000 bis 3500 Mitarbeiter.
In punkto Effizienz und Größe ist die in der Zwischenzeit entwickelte Boing 787 besser an die Gegebenheiten der Luftfahrt angepasst. Die Wartelisten für den Dreamliner sind lang. In den Neunzigern hatte Jürgen Schrempp, damals Manager bei Dasa (die Vorläuferfirma von Airbus), sogar noch auf eine Kooperation mit dem Rivalen Boeing gehofft.
Aber auch hausintern machte sich Airbus Konkurrenz: Mit dem zweistrahligen A350 bietet der Konzern seit einigen Jahren selbst ein sparsames Langstreckenflugzeug an - einige bisherige A380-Kunden könnten nun darauf umsteigen. Die Zeiten, in denen vier Triebwerke für Interkontinentalflüge auch aus Sicherheitsgründen empfohlen wurden, sind vorbei.
Die Heckflosse eines A380 der Lufthansa ragt am Flughafen München aus einer Halle: Wegen der Größe des Flugzeugs waren dort spezielle Tore mit Manschetten montiert worden - die Maschine ist mehr als zwei Meter zu hoch.
Mit 24 Metern ist das Flugzeug so hoch wie ein achtstöckiges Haus. Mit 73 Metern ist es länger als zwei Blauwale. Jeder Flügel ist 845 Quadratmeter groß und böte rund 70 Autos Platz.
Auch lange nach 2021 dürfte der A380, hier in einer Sonderlackierung von All Nippon Airways, aber noch an Flughäfen zu sehen sein.
Doch auf lange Sicht dürfte nun den A380 das Schicksal ereilen, wie es zuvor bereits die "Concorde" erfahren hatte. Auch das Überschallflugzeug war ein Symbol des Fortschritts, galt aber ebenfalls als unrentabel. Wenige Jahre nach einem folgenschweren Absturz im Jahr 2000 bei Paris wurde sie ausgemustert.
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