Teilübernahme Lufthansa steigt bei italienischer Airline Ita ein

Die Lufthansa hat sich mit dem italienischen Staat geeinigt: Sie darf eine Minderheit an der Fluggesellschaft Ita übernehmen. Alle Wünsche der Lufthansa gingen aber offenbar nicht in Erfüllung.
Ein Flugzeug der Ita

Ein Flugzeug der Ita

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Massimo Insabato / dpa

Die Lufthansa steigt bei der italienischen Fluggesellschaft Ita Airways ein. Der deutsche MDax-Konzern vereinbarte mit dem italienischen Staat die Übernahme einer Minderheit, wie beide Seiten am Donnerstag bei der Vertragsunterzeichnung in Rom mitteilten. Die Einigung ist demnach bei einem Treffen von Lufthansa-Chef Carsten Spohr mit dem italienischen Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti geschlossen worden.

Konkret wird die Lufthansa zunächst 41 Prozent der Anteile übernehmen. Dafür werden im Rahmen einer Kapitalerhöhung 325 Millionen Euro investiert. Das Wirtschafts- und Finanzministerium in Rom als bisheriger Alleineigner verpflichte sich, weitere 250 Millionen Euro einzubringen. Nach Abschluss des Deals soll die Lufthansa demnach die operative Führung von Ita übernehmen und den CEO sowie ein weiteres von insgesamt fünf Verwaltungsratsmitgliedern stellen. Die Vereinbarung sehe verschiedene Optionen vor, durch die die Lufthansa ihre Anteile weiter aufstocken oder die Airline komplett übernehmen könne, hieß es. Der Kaufpreis richte sich nach den geschäftlichen Entwicklungen von Ita.

Die Lufthansa verhandelte seit Anfang des Jahres darüber, die Alitalia-Nachfolgerin in ihr Netz von bisher neun Airline-Marken aufzunehmen und so ihre Position auf dem italienischen Markt zu stärken. Lufthansa-Chef Spohr sprach von einer »Win-win-Situation« für Italien, Ita und die Lufthansa. (Lesen Sie hier eine Analyse  zur Übernahme – und Spohrs gefährlichen Größendrang.)

Verschiedenen Berichten zufolge sollen weitere 500 Millionen Euro nach der geplanten Rückkehr in die Gewinnzone für weitere 50 bis 55 Prozent der Anteile fließen. Der italienische Staat bliebe somit – anders als zunächst von Lufthansa geplant – vorerst an Bord. Der Deal steht unter dem Vorbehalt wettbewerbsrechtlicher Prüfungen auf nationaler und europäischer Ebene.

Ita flog vergangenes Jahr Verlust ein

Die 2020 gegründete Italia Trasporto Aereo (Ita) hatte im Oktober 2021 den Flugbetrieb der insolventen Vorgängerin Alitalia übernommen, ist allerdings nicht deren Rechtsnachfolgerin. Start- und Landerechte wie auch die Marke Alitalia hat sich die Ita allerdings gesichert. Der legendäre Name könnte unter dem neuen Konzerndach möglicherweise schon bald wieder reaktiviert werden. Als neuer Ita-Chef ist Lufthansa-Strategiechef Jörg Eberhart im Gespräch, der bereits die in Norditalien aktive Regionaltochter Air Dolomiti geleitet hat.

Im vergangenen Jahr hat die Ita bei einem Umsatz von knapp 1,6 Milliarden Euro unter dem Strich einen Verlust von 486 Millionen Euro eingeflogen. Als Grund nannte das Unternehmen Ende März die Nachwehen der Coronapandemie, die gestiegenen Treibstoffkosten infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine sowie den schlechten Euro-Dollar-Kurs.

Lufthansa will schon lange in Italien wachsen

Für 2027 werden nun 94 Flugzeuge und ein Umsatz von 4,1 Milliarden Euro angepeilt. Lufthansa-Chef Spohr will die Ita mit ihrer jungen Flotte über höhere Auslastung, günstigeren Einkauf und bessere Flugkoordination in die Gewinnzone bringen.

Italien ist für die Lufthansa der zweitwichtigste Auslandsmarkt, die Airline will dort schon seit vielen Jahren Fuß fassen. Ein 2009 gestarteter Versuch unter dem Namen Lufthansa Italia fand schon 2011 sein Ende. Derzeit lockt der Konzern lediglich mit Flügen der Air Dolomiti Umsteiger aus dem reichen Norditalien ans Drehkreuz München. Nun erwirbt die Lufthansa mit der Ita Marktanteile in dem von externen Billigfliegern wie Ryanair und Easyjet beherrschten Umfeld.

Die Deutsche Lufthansa AG hat bereits die ehemaligen Staatsfluglinien der Nachbarländer Schweiz, Österreich und Belgien übernommen und als eigenständige Marken weitergeführt. Die belgische Sabena-Nachfolgerin Brussels Airlines hatte Lufthansa in zwei Stufen übernommen und zunächst ebenfalls mit einer Minderheit begonnen. Als ein weiteres mögliches Übernahmeziel gilt die portugiesische Tap.

kko/dpa/Reuters
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