Lufthansa-Streik Ab Montag herrscht an Flughäfen das Chaos

Stimmenauszählung der Pilotenvereinigung Cockpit: Mehr als 90 Prozent für Streik
Foto: JOHANNES EISELE/ ReutersFrankfurt am Main - Die Entscheidung hatte sich bereits abgezeichnet: Die Piloten der Fluggesellschaft Lufthansa wollen streiken. Die Mitglieder der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) stimmten in einer Urabstimmung mit über 90 Prozent für einen Arbeitskampf bei der größten deutschen Fluglinie, wie die Gewerkschaft am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Damit wurde die erforderliche Mehrheit von 70 Prozent deutlich überschritten.
Cockpit hat die Lufthansa-Piloten nun für die kommende Woche zu einem viertägigen Streik aufgerufen. Der bundesweite Ausstand soll am Montag um Mitternacht beginnen und bis einschließlich Donnerstag dauern. "Wir rufen alle auf, die an dem Tag im Einsatz sind", sagte Tarifexpertin Ilona Ritter.
Eine Chance, den Streik abzuwenden, gibt es aber noch: Cockpit hält sich weiter eine Tür zu Gesprächen mit der Arbeitgeberseite offen. Noch habe die Lufthansa Zeit, mit einem substantiellen Angebot an den Verhandlungstisch zurückzukehren, betonte von Thomas von Sturm, Verhandlungsführer von Cockpit.
Welche Flüge im Falles eines Ausstands konkret ausfallen, sei derzeit noch unklar, so von Sturm. Die Gewerkschaft erwarte jedoch massive Auswirkungen auf den Flugverkehr. Maschinen, die sich zu Streikbeginn im Ausland befänden, sollten aber noch nach Deutschland zurückfliegen. Betroffene Passagiere könnten ihre Flüge stornieren oder umbuchen. Reisende innerhalb von Deutschland sollten die Bahn nehmen und erhielten später die Differenz zum Preis des Flugtickets zurück.
Lufthansa bezeichnete den Streik in einer ersten Reaktion als "unverhältnismäßig". "Ein Streik schadet dem Unternehmen, seinen Kunden und Mitarbeitern in hohem Maße", erklärte der Konzern.
Tarifverhandlungen bereits im Dezember gescheitert
Von dem Streik betroffen sind etwa 4500 Piloten bei der Lufthansa selbst, der Frachttochter Lufthansa Cargo und bei Germanwings. Die Piloten werfen dem Konzern vor, auf angestammten Lufthansa-Strecken zunehmend Flugzeuge ihrer dazugekauften Tochtergesellschaften wie Brussels Airlines oder Austrian Airlines einzusetzen. Die Piloten dort verdienten bis zu einem Viertel weniger als ihre Kollegen bei der Konzernmutter. "Das haben wir uns zwei Jahre angeschaut, irgendwann ist Schluss", sagte von Sturm.
Die Piloten fordern nun von der Lufthansa die Auslagerung der Stellen zu stoppen. Für eine derartige Zusage wären sie auch zu einer Nullrunde beim Gehalt bereit. Außerdem wollen sie mehr Mitbestimmung und eine Arbeitsplatzgarantie unter dem bestehenden Konzerntarifvertrag.
Die Lufthansa bezeichnete die Forderungen von Cockpit als inakzeptabel. Eine Sicherung der Arbeitsplätze in Verbindung mit weitgehenden Mitspracherechten bei unternehmerischen Grundsatzfragen sei ein Eingriff in die Geschäftsführung.
Die Tarifverhandlungen waren bereits im Dezember 2009 von der Gewerkschaft für gescheitert erklärt worden. Cockpit hatte 6,4 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr gefordert.
"Wir müssen jeden Tag mit massiven Erlösausfällen rechnen"
Die Gewerkschaft, die als gut organisiert gilt, könnte die Lufthansa mit einer Arbeitsniederlegung ähnlich hart treffen wie beim großen Pilotenstreik 2001. Damals hatten die Piloten die Arbeit für drei Tag niedergelegt und sorgten für chaotische Zustände auf deutschen Flughäfen. Die Lufthansa musste Hunderte Flüge streichen, was die Airline rund 200 Millionen Euro kostete. Seitdem gab es auch Ausstände bei der günstigeren Tochter CityLine, die aber keine Interkontinentalverbindungen anbietet.
Auch dieses Mal rechnet die Lufthansa mit deutlichen Belastungen. Nach Einschätzung der LBBW könnte der Pilotenstreik für die Fluggesellschaft täglich einen Verlust von zehn Millionen Euro oder mehr bedeuten. Allein die Streikdrohung habe bereits zu einem Rückgang der Buchungen geführt, sagte der für die Tarifverhandlungen zuständige Passagiervorstand Roland Busch Anfang des Monats. "Wenn dann tatsächlich gestreikt würde, dann müssen wir jeden Tag mit massiven Erlösausfällen rechnen." Die Einsparziele der Gesellschaft wären dadurch "massiv gefährdet". Die Fluggesellschaft will ihre Kosten bis 2011 jährlich um eine Milliarde Euro senken.
Die Lufthansa hat seit der Finanzkrise mit gesunkenen Passagierzahlen und einem Gewinnrückgang zu kämpfen, weil immer mehr Geschäftsreisende die lukrativen First- und Business-Klassen meiden und Economy fliegen. Eine Besserung ist nach Ansicht des Unternehmens nicht in Sicht.