Machtlos im Übernahmekampf Chef des Bauriesen Hochtief gibt auf

Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter: Konzerngewinn soll Vorjahresniveau übertreffen
Foto: Roland Weihrauch/ dpaEssen - Hochtief muss zwei harte Rückschläge verkraften: Noch mitten in der Übernahmeschlacht mit dem spanischen Baukonzern ACS verliert der Essener Konzern seinen Chef - und muss wegen der australischen Tochter Leighton seine Gewinnziele senken. Der bisherige Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter scheide mit Ablauf der ordentlichen Hauptversammlung am 12. Mai aus dem Vorstand aus, teilte die Gesellschaft am späten Sonntagabend mit.
Sein Nachfolger wird Frank Stieler, der bereits im Vorstand das Europa-Geschäft verantwortet. Lütkestratkötter werde Hochtief weiter als Berater zur Verfügung stehen, hieß es. Er steht seit April 2007 an der Spitze des Unternehmens. Er hatte sich lange gegen die Übernahme durch die Spanier ACS gewehrt - ohne Erfolg. Inzwischen hält ACS mehr als 41 Prozent des Hochtief-Kapitals und will weiter zukaufen, um die Mehrheit zu erreichen.
Lütkestratkötter erhält zum Abschied eine Abfindung über gut vier Millionen Euro. Die Vereinbarung orientiere sich an einer Klausel, die Vorstandsmitgliedern bei einem Kontrollwechsel innerhalb von sechs Monaten das Ausscheiden ermöglicht, sagte Lütkestratkötter. Er wird weiter für Hochtief als Berater arbeiten. "Ich nehme dafür nicht einen Euro", sagte der scheidende Vorstandschef.
Hochtief gibt Gewinnwarnung heraus
Wegen Problemen bei der australischen Tochter Leighton rechnet Hochtief in diesem Jahr mit einem etwa auf die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr reduzierten Vorsteuergewinn. Der genaue Wert sei vom Ergebnis und Umfang der geplanten Anteilsveräußerung der Infrastruktur-Tochter Concessions abhängig, hieß es in einer Mitteilung vom frühen Montagmorgen. Der Konzerngewinn soll im laufenden Jahr das Niveau des Vorjahrs übertreffen. Hochtief bekräftigte erneut, die Gewinnziele für die beiden nächsten Jahre seien nicht beeinträchtigt.
Leighton erwartet aus verschiedenen Bauprojekten in Australien Verluste beziehungsweise Abschreibungen oder einen geringeren Gewinn als zunächst geplant und muss Rückstellungen bilden. Um sich frisches Geld zu verschaffen, will die australische Hochtief-Tochter das Kapital um 757 Millionen australische Dollar erhöhen. Hochtief will seine Bezugsrechte bei der Kapitalerhöhung entsprechend seiner Beteiligung ausüben.