Management Weibliche CEOs scheitern häufiger als Männer

General-Motors-Chefin Barra: Ikone karriereorientierter Frauen
Foto: Paul Sancya/ APBerlin - Mary Barra gilt derzeit als großes Vorbild in der Geschäftswelt, zumindest für die weiblichen Manager. Die 52-Jährige hat es bis an die Spitze von General Motors geschafft, einem Megakonzern aus der Autowelt, in der Männer die Szene noch stärker dominieren als anderswo. Die erste Feuertaufe hat sie bereits überstanden: GM steht derzeit mächtig unter Druck, weil minderwertige Zündschlösser zu tödlichen Unfällen geführt haben. Barras Krisenmanagement wird in diesem Zusammenhang als insgesamt gelungen bewertet.
Frauen, die so weit kommen, sind die absolute Ausnahme: In einer Studie ermittelte die Beratungsgesellschaft Strategy&, früher als Booz & Company bekannt, dass 2013 lediglich drei Prozent aller Neubesetzungen an der Vorstandsspitze auf Frauen entfielen.
Das Ungleichgewicht erscheint noch krasser, wenn man noch eine andere Kennzahl der Studie heranzieht: Danach verlieren Frauen signifikant häufiger ihren CEO-Posten als die Herren der Schöpfung. Von den Frauen, die 2013 ihren Posten aufgaben, gingen 38 Prozent nicht freiwillig. Bei den Männern betrug die Quote lediglich 27 Prozent.
Kein Beleg für schlechtere Qualifikation
Statistische Verzerrungen heben die Experten nach eigenen Angaben berücksichtigt. Schließlich fallen die prozentualen Ausschläge fallen viel größer aus, je kleiner die Gruppe ist, die man betrachtet. Von 1000 Unternehmen aber werden im weltweiten Durchschnitt kaum 20 von Frauen geleitet. Eine Entlassung mehr oder weniger wirkt sich deshalb viel deutlicher auf das Ergebnis aus als bei den Männern. "Wir haben diesen statistischen Effekt bereinigt", versichert der Co-Autor der Studie Per-Ola Karlsson. Erfahrungswerte aus mehr als zehn Jahren hätten dafür die Grundlage geliefert.
Prominente Beispiele für gescheiterte Vorstandskarrieren von Frauen gibt es genug. Carol Bartz etwa, die 2011 ihren Chefposten bei Yahoo räumen musste, weil es den Investoren nicht schnell genug voranging. Oder Anne Lauvergeon, CEO des französischen Nuklearunternehmens Areva, die ebenfalls ihren Job verlor. Auch einfache Vorstände trifft es. In Deutschland musste kürzlich Elke Strathmann als Personalchefin von Continental den Dienst quittieren, weil der Widerstand gegen sie im Aufsichtsrat zu groß geworden war.
Dass die Ergebnisse seiner Studie womöglich ehernen Patriarchen in die Hände spielen, die schon immer davon überzeugt waren, dass Frauen für Führungspositionen nicht geeignet sind, räumt Karlsson ein. Der Experte betont aber, das sei Beifall von der falschen Seite. "Alle Erfahrungen zeigen, dass Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil in Führungspositionen auf Dauer erfolgreicher sind als einseitig ausgerichtete Konkurrenten", erklärt er. Die Entwicklung stimme zuversichtlich, fügt er hinzu. Spätestens, wenn die jetzige Generation von Uni-Absolventen den Gang durch die Instanzen durchgestanden habe, werde ein Drittel der Führungskräfte weiblich sein.
Nicht jeder Mann ist loyal
Für die hohe Quote an Misserfolgen sieht Karlsson verschiedene Ursachen. Zum einen würden Frauen häufiger von außen ins Unternehmen geholt als Männer, sind also oft weniger mit den kulturellen Gepflogenheiten vertraut. Damit steige das Risiko eines Scheiterns deutlich an. Ein Problem, das im Übrigen Männer, die unter den gleichen Voraussetzungen anträten, gleichermaßen treffe.
Beobachtet hat Karlsson auch, das Unternehmen mit der Ernennung eines weiblichen CEO oft einen kulturellen Wandel herbeiführen, wenn nicht gar erzwingen wollten. Solche Vorstandsbesetzungen aber erzeugten schnell Widerstand, was die Aufgabe für die neue CEO nicht eben einfacher mache.
Der Widerstand in den eigenen Reihen habe natürlich noch häufiger eine ganz banale Ursache: Die männlichen Kollegen gönnen der neuen Chefin den Erfolg nicht. "In Gesprächen mit Top-Managerinnen haben wir erfahren, dass ihnen das Umfeld im - männlich dominierten - Vorstand oft Schwierigkeiten bereitet", erklärt Karlsson. Zumal nicht jeder das gemeinsame Ziel loyal unterstütze. Im Klartext: Frauen, die nicht bereit sind, sich auf die männlichen Spielregeln einzulassen, haben oft schlechte Karten.