Arbeiter in der Solarindustrie: Hoher Bedarf an exklusiven Rohstoffen
Foto: Patrick Pleul/ picture-alliance/ dpaPeking - In der deutschen Industrie wächst die Sorge vor Versorgungsengpässen bei wichtigen Rohstoffen, über die SPIEGEL ONLINE am Donnerstag berichtet hatte. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Werner Schnappauf, hat deshalb gefordert, das Thema im kommenden Jahr auf die Tagesordnung der G-20-Gruppe der großen Schwellen- und Industrieländer zu setzen. China habe den Export der sogenannten Seltenen Erden aus eigennützigen Gründen massiv beschränkt, kritisierte er.
Durch die Exportbeschränkungen seien die Preise einiger Metalle schon um das Dreifache gestiegen, so Schnappauf. Bis Jahresende sei sogar eine Steigerung auf das Fünf- bis Siebenfache möglich. "In manchen Unternehmen gibt es bereits echte Probleme mit der Verfügbarkeit", sagte der BDI-Mann. Das gelte etwa für Lanthan, einen Rohstoff, der zum Beispiel in der Photovoltaik-Technik verwendet werde.
Schnappauf sieht die Politik in der Pflicht: "Wir haben die Herausforderung frühzeitig aufgegriffen und seit vielen Jahren auf die politische Agenda gesetzt." Anlass zur Hoffnung sieht er in der neuen Rohstoffstrategie der Bundesregierung: Dies sei "ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Rohstoffsicherheit". Zudem wolle die EU im November eine zweite Initiative ihrer Rohstoffstrategie vorstellen.
Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche hat in der Rohstoffdebatte ein stärkeres Engagement der Europäer gefordert. Andere Länder seien hier aktiver, sagte Zetsche am Freitag vor Journalisten in Peking. Die Autoindustrie sei abhängig von Rohstoffen, wozu auch diese speziellen Metalle gehörten, so der Daimler-Boss.
"Wir müssen das nicht nur sehr aufmerksam beobachten, sondern als Europäer auch aktiv mitgestalten, so dass wir auch langfristig Zugang kriegen", sagte Zetsche. "Da sind andere Nationen bisher weitblickender und intensiver unterwegs gewesen als die Europäer."
Vielfältiges Einsatzgebiet für Seltene Erden
Die Gruppe der Seltenen Erden umfasst 17 Metalle, darunter Lanthan, Europium und Neodym. Sie werden nur in kleinen Mengen verwendet, sind aber unverzichtbar unter anderem für die Herstellung zahlreicher Elektro-Produkte, darunter Computer und Computer-Monitore, Handys oder Windturbinen.
Der Technologiekonzern Siemens braucht die Metalle besonders für die Magnetproduktion und Spezialanwendungen in der Licht- und Medizintechnik. Der Konzern sehe die Gefahr von Engpässen und arbeite bereits an einer langfristigen Absicherung, erklärte ein Sprecher: "Siemens ist in China seit über hundert Jahren präsent, insofern sind wir hier direkt an der Quelle und gut vernetzt."
Autozulieferer Bosch hat ebenfalls vor Engpässen gewarnt. Er nutzt Seltene Erden zur Herstellung von Magneten in Elektromotoren. Der Halbleiterhersteller Infineon setzt dagegen nach eigenen Angaben keines der Spezialmetalle ein.
Aus China stammen 97 Prozent der weltweit genutzten Seltenen Erden. Japan und Südkorea sind bereits auf der Suche nach alternativen Lieferanten, um die Abhängigkeit von der Volksrepublik zu verringern. So könnten Lieferungen beispielsweise aus Vietnam kommen. China hatte 2005 beschlossen, die Exportquoten für die Technologiemetalle schrittweise zu reduzieren, um seine Bestände zu schonen. 2010 liegt die Kürzung bei drastischen 40 Prozent.
Ein schneller Weg aus der Abhängigkeit von China ist indes nicht in Sicht: Bis neue Minen außerhalb des Landes erschlossen sind, dürfte es Jahre dauern. Japanische Konzerne rechnen damit, erst 2013 Zugang zu vietnamesischen Mineralen zu bekommen.
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Ein Arbeiter einer Lanthan-Mine in der chinesischen Mongolei: China hat einen Wirtschaftsverband für Seltene Erden gegründet. Dieser soll unter anderem die Konsolidierung in der für Elektronik und Verteidigung wichtigen Branche vorantreiben.
Zukunftstechnologie: Seltene Erden finden immer mehr Verwendung. Unverzichtbar sind sie unter anderem für die Herstellung von Computern und Computer-Monitoren, DVD-Spielern, leistungsstarken Akkus, Hybrid-Autos, Halbleitern, Handys, Rüstungsgütern, Windturbinen und für Autozulieferer.
Bastnäsit: Minerale dieser Gruppe sind neben Monaziten die wichtigsten Erze zur Gewinnung der Seltenen Erden.
Arbeiter einer Mine für Seltene Erden in der chinesischen Provinz Jiangxi: China verfügt etwa über ein Drittel der weltweiten Vorkommen, kontrolliert derzeit aber rund 90 Prozent der Weltproduktion.
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