Mario Monti Börsenhändler feiern Italiens neuen Premier

Aktien- und Devisenhändler atmen auf: Mit Mario Monti wird ein Wirtschaftsexperte Italiens neuer Ministerpräsident, der Euro-Kurs steigt. Wie groß das Vertrauen in die künftige Regierung wirklich ist, wird ein milliardenschweres Staatsanleihen-Geschäft an diesem Montag zeigen.
Nominierter Regierungschef Monti mit Gardist: Italien wird weiter vom IWF überwacht

Nominierter Regierungschef Monti mit Gardist: Italien wird weiter vom IWF überwacht

Foto: Roberto Monaldo/ AP

Rom/Tokio - Es war eine klare Vernunftentscheidung - und die Börsianer honorieren sie. Der frühere EU-Kommissar Mario Monti ist in Italien mit der Bildung einer Übergangsregierung beauftragt worden. Staatspräsident Giorgio Napolitano hatte die Kür des Wirtschaftsexperten am Sonntag innerhalb weniger Stunden durchgeboxt, damit die Börsen zum Wochenauftakt beruhigt starten können.

Die Strategie hatte Erfolg. Der Dax   legte am Montag in den ersten Handelsminuten um 0,67 Prozent auf 6097 Punkte zu. Zuvor hatte der Regierungswechsel in Italien schon an der Börse in Tokio für Kursgewinne gesorgt. Der Leitindex Nikkei   legte um 1,1 Prozent auf 8609 Punkte zu. Der breiter gefasste Topix  -Index gewann 0,8 Prozent auf 735 Zähler. In Shanghai begann der Handel mit einem Plus von 0,82 Prozent, die Börse in Hongkong öffnete sogar mit einem Plus von 2,48 Prozent.

Die Hoffnung auf eine Eindämmung der Schuldenkrise stützte auch den Euro  . Die Gemeinschaftswährung legte um 0,1 Prozent auf 1,38 Dollar zu. Nicht nur die Entscheidung in Italien sorgte für gute Stimmung. Die Börsianer zeigten sich auch erleichtert über die neue Expertenregierung in Griechenland unter Ministerpräsident Loukas Papademos.

Investoren hoffen, dass die beiden hochverschuldeten Euro-Länder nun zügig entschlossene Reformen angehen werden und somit ein Zusammenbruch der Euro-Zone verhindert wird. "Die Kurserholung könnte diese Woche bestimmen", sagte ein japanischer Analyst zur Situation an der dortigen Börse. "Ob es dazu kommt, hängt weniger von japanischen Unternehmenszahlen ab als von externen Faktoren wie den anhaltenden Entwicklungen in Europa."

Italien muss neue Kredite aufnehmen

Ob die Märkte wirklich wieder Vertrauen in die italienische Regierung fassen, wird sich bereits am Vormittag zeigen. Mit Spannung wird der geplante Verkauf fünfjähriger italienischer Staatsanleihen erwartet. Die Regierung in Rom will im Volumen von drei Milliarden Euro neue Kredite aufnehmen. Die Zeichnung der Scheine soll um 11 Uhr enden.

Am Freitag lagen die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen bei 6,5 Prozent, bei sieben Prozent sprechen viele Analysten von einer kritischen Marke. Allein bis zum Jahresende muss Italien Anleihen im Wert von knapp 60 Milliarden Euro bei Investoren unterbringen. Bis Oktober 2012 sind es fast 326 Milliarden. Jeder Prozentpunkt mehr an Zinsen kostet das Land Milliarden. Bundesbank-Chef Jens Weidmann sagte der "Financial Times", kurzfristig seien die hohen Refinanzierungskosten aber kein größeres Problem.

Der Schuldenstand Italiens wird kommendes Jahr bei 120 Prozent der Wirtschaftsleistung verharren - das ist doppelt so viel wie der Euro-Stabilitätspakt erlaubt. Das Parlament hat bereits ein von der EU gefordertes Spar- und Reformpaket abgesegnet, mit dem das Land seine Schulden in den Griff bekommen will.

EU macht für Monti keine Ausnahme von strengen Regeln

Die Ernennung Montis zum neuen italienischen Ministerpräsidenten sei ein ermutigendes Signal zur Krisenüberwindung, sagten EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Eine Schonzeit oder einen Vertrauensvorschuss wollen sie Monti aber nicht gewähren. Sie machten deutlich, dass auch die Reformpolitik seiner Regierung von der EU überwacht werde. "Wie beim Gipfel der Euro-Länder am 26. Oktober vereinbart, wird die Kommission weiter die Umsetzung der von Italien ergriffenen Maßnahmen zur Stärkung von Wachstum und Beschäftigung prüfen", hieß es.

Experten sind bereits seit vergangener Woche in Rom, um die Bücher zu untersuchen. Weil der bisherige Ministerpräsident Silvio Berlusconi Reformen nur lax angegangen hat, muss sich das Land teilweise unter die Aufsicht von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) begeben.

Monti hatte am Sonntagabend von Staatspräsident Napolitano den Auftrag erhalten, eine Regierung zu bilden. Er muss noch vom Parlament in einem Vertrauensvotum bestätigt werden.

mmq/Reuters/dpa
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