Massiver Material- und Arbeitskräftemangel Handwerkspräsident hält Ampel-Ziele für unrealistisch

Isolierung einer Hausfassade: Dämmstoffe gibt es derzeit »nur sporadisch«
Foto: U. J. Alexander / IMAGOÜblicherweise freut sich die Wirtschaft, wenn sie viel zu tun hat: viel Arbeit garantiert viel Umsatz. Nun plant die Ampelkoalition kräftige Investitionen in Klimaschutz und sozialem Wohnungsbau. Doch die Vorhaben der Regierung sind laut Hans Peter Wollseifer derzeit nicht umsetzbar.
»Wir sind überzeugt, dass die Anstrengungen im Umwelt- und Klimaschutz und für die Unabhängigkeit bei den Energieimporten der richtige Weg sind und – so ehrlich muss man auch sein – das bringt dem Handwerk auch Aufträge«, sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) den Zeitungen der »Funke Mediengruppe «. »Allerdings weiß die Regierung, dass wir zurzeit nicht leisten können, was die Politik sich vornimmt.«
Energiekosten belasten Betriebe
Vor allem der Fachkräftemangel sei ein Problem, sagte Wollseifer. »Dem Handwerk in Deutschland fehlen mindestens eine Viertelmillion qualifizierte Fachkräfte.« Jedes Jahr blieben zwischen 15.000 und 20.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Hinzu kämen nun der Materialmangel und die stark steigenden Preise. Dies wirke sich vor allem auf dem Bau aus. »Bei fast allem, was zum Hausbau gebraucht wird, ist die Versorgungslage extrem eng: Die Stahllager sind leer, Dämmstoffe gibt es nur sporadisch.«
Dies würde sich auf ein weiteres Ziel der Ampelregierung auswirken: dem geplanten Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr. »Fehlende Handwerker, mangelnde Materialien, explodierende Kosten stehen etwa dem Ziel entgegen, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen«, sagte Wollseifer.
Aber auch in anderen Gewerken sei das Handwerk stark betroffen. Die Bäcker hätten Lieferengpässe bei den Rohstoffen, der Technik würde es nach wie vor an Halbleitern mangeln, sagte der Handwerkspräsident. Bei jedem zweiten Handwerksbetrieb hätten sich die Energiekosten verdoppelt. Betriebe, die sich mit ihren Verträgen über mehrere Monate gebunden hätten, würden angesichts der Preisentwicklungen derzeit in Minusgeschäfte rutschen.