
Die Schlecker-Kinder: Erst Pleite, dann Haft
Freiheitsstrafe für die Schlecker-Kinder Ende einer Pleitegeschichte
Juristen hatten der Revision zwar von vornherein keine großen Chancen eingeräumt, dennoch dürfte es für Meike und Lars Schlecker ein Schock sein: Sie müssen infolge der Pleite des Schlecker-Imperiums ins Gefängnis. Nach einem Beschluss des Bundesgerichtshofs (BGH) sind beide rechtskräftig zu Freiheitsstrafen von jeweils zwei Jahren und sieben Monaten verurteilt worden. Diese Strafe kann nicht zur Bewährung ausgesetzt werden.
Das Landgericht Stuttgart hatte die Schlecker-Kinder 2017 zu Freiheitsstrafen verurteilt. Ihre Revision ist nun vor dem BGH gescheitert.
Die Familie Schlecker lebt nach wie vor sehr zurückgezogen - wohl auch weil Lars und Meike Schlecker 1987 entführt worden waren und erst gegen Lösegeld freikamen. Wie die Familie die Entscheidung des BGH nun aufnimmt, vermögen selbst Leute schwer einzuschätzen, die die Schleckers persönlich kennen. Lars (47) und Meike (45) Schlecker haben beide Kinder.
Anton Schlecker muss nicht ins Gefängnis. Seine Strafe wegen Bankrotts betrug zwei Jahre und wurde zur Bewährung ausgesetzt. Der Unternehmer hatte keine Revision gegen das Urteil eingelegt. Schleckers Frau Christa war anfangs auch im Stuttgarter Strafprozess angeklagt, das Verfahren gegen sie wurde aber eingestellt. Sie hatte sich vor dem Stuttgarter Landgericht bereit erklärt, 60.000 Euro an gemeinnützige Organisationen zu zahlen - genau jene Summe, die sie im Juni 2012 von zwei Firmen aus dem Schlecker-Reich für einen neuen Beratervertrag bekommen hatte, obwohl der Mutterkonzern längst pleite war.
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Warum Anton Schlecker nicht ins Gefängnis muss
Dass der Patriarch glimpflicher davongekommen ist als seine Kinder, hängt damit zusammen, dass das Gericht bei ihnen die schwerwiegendste Tat sah - nämlich Untreue in Tateinheit mit vorsätzlichem Bankrott. Die Schlecker-Kinder hatten sich nach Überzeugung des Gerichts unrechtmäßig Gewinne in Millionenhöhe aus der zum Schlecker-Imperium gehörenden Logistik-Firma LDG ausgezahlt - nur Tage bevor der Konzern in die Insolvenz ging. Angesichts dieser Schadenssumme ist nach Ansicht des Gerichts keine Bewährungsstrafe mehr möglich.
Schlecker, einst die größte Drogeriemarktkette Europas, hatte im Januar 2012 Insolvenz angemeldet. Eine Rettung schlug fehl, Tausende Mitarbeiter verloren ihre Jobs.

Die Schlecker-Kinder: Erst Pleite, dann Haft
Dass die einst größte Drogeriemarktkette Europas in die Pleite schlitterte, wurde Schlecker und seinen Kindern nicht vorgeworfen. Im Prozess war es vor allem um die Frage gegangen, wann Schlecker die drohende Zahlungsunfähigkeit klar gewesen sein musste. Von dem Zeitpunkt an hätten er und seine Kinder kein Geld mehr aus dem Unternehmen abziehen dürfen. Die Richter waren am Ende überzeugt, dass die Familie Schlecker Millionen beiseite geschafft hat, um das Geld vor Gläubigern in Sicherheit zu bringen. Zuvor allerdings hatte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz im Prozess ausgesagt, Schlecker sei bis zum Schluss nicht davon ausgegangen, dass er Insolvenz anmelden müsse.
Geiwitz hatte mit der Familie gut ein Jahr nach der Pleite einen Vergleich geschlossen, in dem sie sich verpflichtete, zehn Millionen Euro in die Insolvenzmasse zurückzuzahlen. Vier weitere Millionen überwiesen sie freiwillig kurz vor dem Ende des Prozesses als "Schadenswiedergutmachung". Den strafrechtlich relevanten Schaden haben sie damit nach Ansicht des Gerichts "überzahlt".
Von Schleckers einstigem Drogerie-Imperium ist nichts mehr übrig. Insolvenzverwalter Geiwitz betreut die Restabwicklung. Diese könnte noch bis zu vier Jahre dauern. Noch immer gibt es etwa 28.000 Gläubiger, die Forderungen über 1,2 Milliarden Euro angemeldet haben. Davon wurden etwa 700 Millionen Euro anerkannt, der Rest ist nach Ansicht des Insolvenzverwalters strittig. Unter den Gläubigern sind auch viele ehemalige Mitarbeiter, die noch auf Restlohn warten.
Im Video: Letzter Tag bei Schlecker - SPIEGEL TV vom 25.3.2012
Der Großteil der Gläubiger dürfte kaum mehr etwas zurückbekommen. Geiwitz versucht noch, über Kartellschadensersatzklagen gegen ehemalige Lieferanten Geld einzutreiben. Es geht um Kartellabsprachen, mit denen die Preise für Shampoos oder Cremes manipuliert wurden - auch zulasten des einstigen Großkunden Schlecker. Maximal 300 Millionen Euro könnten diese Klagen einbringen. Die Verfahren werden sich aber hinziehen.
Die Vermögensgegenstände aus der Schlecker-Pleite wurden verwertet, darunter auch die ehemalige Konzernzentrale in Baden-Württemberg. "Ich bin froh, dass hier eine vernünftige Verwendung gefunden wurde", sagte Geiwitz.
Denn den Klotz - fernab von Autobahn und Flughafen - wollte niemand haben. Schließlich übernahm 2015 die Stadt Ehingen das Areal. Sie machte daraus den Businesspark Ehingen Donau (BED). Dort können Unternehmen Büroflächen anmieten. Nach Angaben der Stadt sind heute mehr als 90 Prozent der 20.000 Quadratmeter vermietet und mehr als 600 Menschen arbeiten mittlerweile dort.