Microsofts Megakauf Skype-Deal macht Milliardäre noch reicher

Microsoft kauft Skype und präsentiert den 8,5-Milliarden-Dollar-Deal als großen Wurf. Doch die wahren Gewinner sind vorerst andere: Investoren wie Andreessen Horowitz haben ihren Einsatz mehr als verdoppelt, auch Ebay und Facebook profitieren. Eine Galerie der Sieger.
Investoren Andreessen (links), Horowitz: Einsatz verdoppelt

Investoren Andreessen (links), Horowitz: Einsatz verdoppelt

Foto: Paul Sakuma/ AP

Hamburg - Eins muss man Steve Ballmer lassen: Der Microsoft-Chef ist immer gut für fetzige Auftritte. So auch gestern, als er im ungebügelten Hemd versuchte, Journalisten und Analysten seine neueste Entscheidung möglichst gut zu verkaufen: dass Microsoft den Online-Telefondienst Skype für die gigantische Summe von 8,5 Milliarden Dollar übernimmt.

Gemeinsam werde man ins Post-E-Mail-Zeitalter aufbrechen, versprach der Techboss. Die Kombination aus Microsofts Hard- und Software und der Bewegtbild-Telefonie von Skype werde die Kommunikation revolutionieren. Menschen könnten künftig mit den Kollegen am anderen Ende der Welt reden, als säßen sie sich am Tisch gegenüber.

Auch Skype-Chef Tony Bates gerierte sich als großer Gewinner. "Wir glauben, mit unserer Technologie jeden auf dem Planeten erreichen zu können", sagte er.

Doch das ist Zukunftsmusik. Wer hat jetzt schon von dem IT-Mega-Deal profitiert? Eine kurze Übersicht:


Skypes bisherige Hauptanteilseigner sind klare Gewinner des Deals. Die Investorengruppe unter Beteiligung von Silver Lake, dem Canada Pension Plan Investment Board und dem Wagniskapitalgeber Andreessen Horowitz hatten 2009 die Mehrheit der Skype-Anteile von Ebay übernommen. Damaliger Kaufpreis: 1,9 Milliarden Dollar für 56 Prozent des Unternehmens. Diesen Anteil haben sie nun für rund 4,75 Milliarden Dollar verkauft - und ihren Einsatz mehr als verdoppelt.

Es ist nicht das erste Mal, dass diese Investoren einen guten Riecher beweisen. Die Firma Silver Lake steckt seit 1999 ihr Geld in hoffnungsvolle Firmen. Neben Skype investierte sie unter anderem in Sabre Holdings, den weltweiten Marktführer für Reisebuchungssysteme. Schon Silver Lakes Firmenadresse spricht Bände: Sand Hill Road, Menlo Park, Kalifornien - jene Straße im Silicon Valley, an der die Crème de la Crème der Tech-Investoren sitzt.

Legendär ist auch die Wagniskapitalfirma Andreessen Horowitz. Deren Gründer - Marc Andreessen und Ben Horowitz - haben das Unternehmen binnen zwei Jahren zum 950-Millionen-Dollar-Investor hochgezogen. Andreessen erfand mit Netscape einen der ersten Internet-Browser und investierte in bekannte Tech-Firmen wie Digg, Plazes und Twitter. Horowitz arbeitete unter anderem als Manager für den IT-Konzern Hewlett-Packard - mit Verantwortung für rund drei Milliarden Dollar Umsatz und rund 3000 Mitarbeiter.


Die Firma Ebay macht mit ihrer Skype-Investition ebenfalls Gewinn. Zusätzlich zu den 1,9 Milliarden Dollar, die sie 2009 von Silver Lake, Horowitz & Co erhielt, nimmt sie nun für ihre restlichen 30 Prozent an Skype rund 2,5 Milliarden ein. Macht insgesamt 4,4 Milliarden Dollar.
Die Skype-Erfinder Janus Friis und Nils Zennström haben mit ihrem Baby gleich doppelt abkassiert. 2005 hatten sie von Ebay 2,6 Milliarden Dollar für das Unternehmen erhalten. Als Ebay die Firma später seinerseits an die Investorengruppe um Silver Lake weiterreichen wollte, erwarben die Gründer nach einem hässlichen Schlagabtausch14 Prozent von Skype zurück - zu einem geheimen Preis. Für diesen Anteil erhalten sie nun rund 1,2 Milliarden Dollar.


Bei Microsoft ist noch nicht klar, ob der Konzern am Ende gewinnt. Die Chancen stehen gut, aber es gibt auch große Unsicherheiten bei der Übernahme.


Skype selbst dürfte durch den Kauf mehr gewonnen als verloren haben. Das Unternehmen drücken Schulden von rund 775 Millionen Dollar, und es muss sich rasch weiterentwickeln, um profitabel zu werden. Mit Microsoft gewinnt Skype einen Investor, der über Cash-Reserven von mehr als 40 Milliarden Dollar verfügt. Zudem eröffnet die Integration in Microsofts PC- und Handy-Betriebssysteme der Firma Zugang zu zahlreichen neuen Kunden.

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Skype: Telefon trifft Internet

Gleichzeitig ist gerade die Integration von Skype und Microsoft eine Herausforderung: 2009 hatte schon das Online-Auktionshaus Ebay einen Großteil seiner Skype-Anteile verkauft, weil sich der Dienst weniger gut ins eigene Angebot integrieren ließ als erhofft.


Das soziale Netzwerk Facebook hielt nie Anteile an Skype. Dennoch wird es im Silicon Valley als großer Gewinner des Deals gehandelt. Das Unternehmen selbst hätte nicht das Kapital gehabt, Skype zu übernehmen - soll aber eine Kooperation mit ihm planen. Mit Microsoft steigen die Chancen dafür, denn Microsoft ist auch Investor bei Facebook. Hätte Google den Dienst gekauft, wäre Skype an Facebooks größten Konkurrenten gegangen.

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