Milliardencoup Commerzbank startet Mega-Kapitalerhöhung

Die Commerzbank beginnt die wahrscheinlich bedeutendste Finanztransaktion des Jahres. Commerzbank-Chef Martin Blessing hat eine Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe gestartet. Damit will das Institut einen Großteil der Staatshilfen zurückzahlen.
Von Karsten Stumm
Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main: Start der Kapitalerhebung freigegeben

Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main: Start der Kapitalerhebung freigegeben

Foto: dapd

Hamburg - Es sind die mit Abstand meistgestellten Fragen in Finanzkreisen seit dem Ausbruch der Finanzkrise in Deutschland: Wann zahlt die Commerzbank ihre Staatshilfen zurück? Wann wird sie die dafür nötige milliardenschwere Kapitalerhöhung durchziehen? Nun ist es so weit: Die Commerzbank   hat entsprechende Informationen des manager magazin bestätigt.

Das zweitgrößte deutsche Geldhaus will mit der Transaktion rund elf Milliarden Euro der insgesamt 16,2 Milliarden Euro an stillen Einlagen zurückzahlen, die der Bund im Laufe der Finanzkrise als Stütze in die Commerzbank gesteckt hat. Mit den Steuergeldern sicherte der Staat die Übernahme der Dresdner Bank ab. Zudem ist der Bund mit 25 Prozent plus einer Aktie mittlerweile größter Einzelaktionär der zweitgrößten deutschen Bank.

Bis Juni 2011 sollen insgesamt 14,3 Milliarden Euro der Staatsgelder zurückgezahlt werden, neben den elf Milliarden Euro aus der Kapitalerhöhung sollen noch 3,27 Milliarden Euro dem freien Kapital entnommen werden. Die danach noch verbleibenden rund 1,9 Milliarden Euro sollen bis spätestens 2014 aus künftigem freien Kapital abgelöst werden.

Die Kapitalerhöhung gilt als historisch, weil nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik eine Kapitalerhöhung in solch einem Volumen gestartet worden ist. Denn sie übersteigt mit rund elf Milliarden Euro die Marktkapitalisierung der zweitgrößten deutschen Bank von rund 7,5 Milliarden Euro bei weitem. Experten erwarten dadurch eine erhebliche Verwässerung des Aktienbestands und deutliche Kursverluste der Commerzbank-Aktie heute.

Erhebliche Zinszahlungen drohen

Durch den Staatseinstieg ist die Bank unter anderem an Gehaltsgrenzen für wichtige Bankmanager von 500.000 Euro pro Jahr gebunden. Kritiker dieser Bestimmung hatten stets angeführt, dass deshalb gerade jene Geldhäuser nicht die besten und deshalb besonders teuren Angestellten an sich binden könnten, die sie in ihrer schwierigen Lage eigentlich umso dringlicher benötigten.

Dass die Kapitalerhöhung schon heute starten kann, hat Commerzbank-Chef Martin Blessing einer Passage des Restrukturierungsgesetzes zu verdanken. Danach benötige das Management eines Geldhauses, das sich in einem sogenannten Reorganisationsverfahren befindet, nicht unbedingt grünes Licht für solch eine Kapitalerhöhung auf einer Hauptversammlung der Bank. Und weil die der Commerzbank erst am 18. Mai ansteht, kann sich Blessing nun auf diese Passage berufen.

Auch hält sich Blessing mit dem heutigen Startschuss für die Kapitalerhöhung recht genau an frühere Ankündigungen. Danach hatte die Commerzbank betont, im ersten Quartal dieses Jahres keine weitere Kapitalerhöhung durchziehen zu wollen. Sechs Tage nach Ablauf des ersten Quartals startet die Commerzbank das Projekt nun - und dafür gibt es aus Sicht des Frankfurter Instituts einen weiteren guten Grund.

Deutschlands zweitgrößte Bank müsste, gemessen an der Größe der erhaltenen Staatshilfe, nach Expertenmeinung pro Jahr 1,5 Milliarden Euro Zinsen für die Staatsfinanzspritze an die Steuerzahler zurückzahlen. Quasi als Ausgleich für deren Unterstützung. Diese Summe würde aber nur fällig, wenn die Commerzbank selbst wieder in die schwarzen Zahlen kommt. Und genau dieser Zeitpunkt ist gekommen.

Das Jahr 2010 schloss die Commerzbank mit 1,4 Milliarden Euro Überschuss ab. Damit schaffte der Konzern zumindest gemessen am internationalen Bilanzstandard IFRS die Trendwende: Ein Jahr zuvor standen 4,5 Milliarden Euro Verlust in den Büchern. Mehr noch: "Die Commerzbank rechnet in diesem Jahr mit einem signifikant höheren Geschäftsergebnis", teilte die Bank selbst vor wenigen Tagen in ihrem Geschäftsbericht für das Jahr 2010 mit. Im kommenden Jahr sollen danach mehr als vier Milliarden Euro übrig bleiben.

Will die Bank also um die Zinszahlungen herumkommen, muss sie die Staatshilfe so schnell wie möglich zurückzahlen. Dafür braucht sie die Kapitalerhöhung heute.

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