Mindestlohn beim Textildiscounter Kik zahlt Mitarbeitern 7,50 Euro pro Stunde

Kik kämpft für ein besseres Image: Ab Oktober zahlt der umstrittene Textildiscounter seinen Mitarbeitern einen Mindestlohn - in Höhe von 7,50 Euro pro Stunde. Das Unternehmen stilisiert sich zum Vorreiter, Unternehmenschef Heinig kündigt einen "langfristigen Strategiewechsel" an.
Kik-Filiale in Schwerte: Ernstzunehmender Strategiewechsel?

Kik-Filiale in Schwerte: Ernstzunehmender Strategiewechsel?

Foto: DDP

Bönen - Die massive Kritik an seinen Geschäftspraktiken hat Kik offenbar stark zugesetzt - jetzt geht der Textildiscounter in die Offensive: Die Kette will ihren Angestellten künftig einen Mindestlohn zahlen. "Ab 1. Oktober 2010 erhalten alle Mitarbeiter mindestens 7,50 Euro Stundenlohn", heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Das "Basisentgelt" gelte für ganz Deutschland und wirke sich "in erster Linie für Aushilfskräfte in strukturschwachen Regionen positiv aus".

Zuletzt hatte Kik mehrmals für Schlagzeiten gesorgt - allerdings für durchweg negative. Der Textildiscounter hat die Finanzdaten seiner Mitarbeiter ausgespäht und soll laut einem Ex-Manager Angestellte mit einer negativen Auskunft entlassen haben.

Kik-Chef Stefan Heinig gilt als Preisdrücker, seine Kette hat in Deutschland inzwischen mehr als 2300 Filialen und macht pro Jahr mehr als 1,5 Milliarden Euro Umsatz. Die Kik-Kleidung wird in Bangladesch zu Niedrigstpreisen produziert. Anfang August sorgte eine ARD-Dokumentation für Aufsehen. Darin wurden vor allem katastrophale Zustände bei den Kik-Zulieferern in Bangladesch gezeigt. Doch auch Mitarbeiterinnen aus Deutschland äußerten sich und klagten über Löhne von unter fünf Euro pro Stunde.

Nun gelobt Kik Besserung - und stilisiert sich gar zum Vorreiter: "Alle reden seit langem über einen Basislohn. Wir wollen hier - als erster Textildiscounter - ein Signal setzen", wird Heinig in der Pressemitteilung zitiert. Die Anhebung der Stundenlöhne stelle den "ersten konkreten Schritt" eines langfristig geplanten Strategiewechsels dar.

Die Gewerkschaft Verdi begrüßte die Lohnuntergrenze als "einen Schritt in die richtige Richtung". Ein nachhaltiger Strategiewechsel würde aber damit umgesetzt, dass KiK auch einem Arbeitgeberverband beitrete, sagte eine Sprecherin. Wer die Rechte von Arbeitnehmern stärken wolle, sichere ihnen den Schutz eines Tarifvertrags.

Auch der Einzelhandelsverband HDE sprach von einem richtigen Schritt. Das Mindestentgelt orientiere sich an der in den Tarifverträgen des Einzelhandels geregelten Lohnuntergrenze der untersten Tarifgruppe.

"Wollen führend in Sachen Nachhaltigkeit werden"

Anfang August verkündete das Unternehmen bereits, einen neuen Vorstand für Unternehmenskommunikation, Qualitätssicherung und Nachhaltigkeitsmanagement zu berufen. Es handelt sich dabei um den Ex-Chef der Otto-Tochter Systain Consulting, Michael Arretz. Für ein Interview stand Arretz bislang nicht zur Verfügung. Er kündigte aber an, Kik zu "einem führenden Handelsunternehmen in Sachen Nachhaltigkeit" machen zu wollen.

Auch die Rolle als Ausbildungsunternehmen führt Kik stolz ins Feld: "Über 2800 Azubis haben in den vergangenen Jahren ihre Ausbildung bei uns absolviert", sagt Heinig. Davon sei nach wie vor fast die Hälfte im Unternehmen beschäftigt - "viele davon sogar in Führungspositionen".

Den Verdienst der Auszubildenden habe Kik im Juni um durchschnittlich neun Prozent erhöht, heißt es weiter. Aktuell seien noch 150 Lehrstellen im Unternehmen frei.

cte
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