Schlag gegen Google & Co. Mobilfunk-Firmen wollen Werbung auf Smartphones blockieren

Im Streit um die Beteiligung an Werbeerlösen planen mehrere Mobilfunkanbieter einen drastischen Schritt: Sie arbeiten laut einem Bericht an einer Werbeblockade für Smartphones. Das könnte Netzfirmen wie Google und Yahoo viel Geld kosten.
Smartphone-Nutzerin: Millionen Geräte weltweit ohne Werbung?

Smartphone-Nutzerin: Millionen Geräte weltweit ohne Werbung?

Foto: BEAWIHARTA/ REUTERS

Wie lässt sich mit Werbung auf Smartphones Geld verdienen? Diese Frage treibt große Internetfirmen wie Google und Yahoo um. Mobilfunkanbieter fragen sich zudem: Wie können wir von diesem Kuchen etwas abbekommen, wenn wir schon die Grundlagen dafür zur Verfügung stellen? Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, denken mehrere Netzbetreiber laut einem Bericht der "Financial Times" (Artikel ist kostenpflichtig)  darüber nach, Onlinewerbung auf Mobilgeräten in ihren Netzen zu blockieren.

Ein europäischer Netzbetreiber habe bereits die dafür nötige Software in seinen Rechenzentren installiert und wolle sie bis Ende 2015 einschalten, berichtete die Zeitung. Die Technologie dafür liefere das israelische Start-up Shine. Ein Sprecher der Firma sagte der Zeitung, man arbeite mit mehreren Netzbetreibern zusammen. Einer davon habe 40 Millionen Kunden. Namen nannte er aber nicht. Millionen Mobilnutzer weltweit könnten sich bereits Ende 2015 für einen Werbeblocker entscheiden, sagte der Shine-Sprecher. "Wenn sich das durchsetzt, könnte das fundamentale Auswirkungen auf die Werbeindustrie haben."

Denn ein solcher Schritt der Mobilfunkfirmen könnte Internetkonzerne wie Google   oder Yahoo   Umsätze kosten. Laut Marktforschern werden 2015 Ausgaben in Höhe von rund 69 Milliarden Dollar für Mobil-Werbung erwartet. Das wäre mehr als dreimal so viel wie vor zwei Jahren.

Anzeigen in Form bezahlter Nachrichten - wie sie etwa Facebook   oder Twitter nutzen - sollen von den Plänen der Netzanbieter nicht betroffen sein.

Ein ranghoher Manager eines europäischen Netzbetreibers sagte der Zeitung, man wolle den Kunden zunächst die Möglichkeit bieten, einen werbefreien Service zu buchen. Erwogen werde aber auch ein radikalerer Schritt, den der Manager als "die Bombe" bezeichnete. Hier könnten Anzeigen auf einen Schlag für das gesamte Netzwerk mit Millionen Kunden blockiert werden. Die Idee dahinter sei, vor allem Google dazu zu drängen, Werbeerlöse zu teilen, schrieb die "FT".

Die Telekom-Unternehmen kritisieren schon lange, dass Internetfirmen viel Geld in ihren Netzen verdienten, ohne sich an den hohen Infrastruktur-Kosten zu beteiligen. Eine Anzeigen-Blockade könnte allerdings auch die Frage nach einem Verstoß gegen das Prinzip der Netzneutralität aufwerfen, nach dem alle Daten gleich behandelt werden müssen.

Der Mobilfunk-Manager sagte, man könne Google aber bereits an den Verhandlungstisch bringen, indem man nur für eine Stunde oder einen Tag Werbeanzeigen blocke.

Bei Google gab man sich betont gelassen. Es sei aus Sicht der Netzbetreiber unvernünftig, Werbung zu blockieren, erklärte die Firma. Denn Nutzer zahlten für Datenpakete, um Dienste nutzen zu können. Und viele Apps, Videoangebote oder Maildienste seien werbefinanziert.

mmq/dpa
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