Nach Corona-Ausbrüchen Schlachthöfe sollen strengere Regeln bekommen

Die Große Koalition hat sich in der Debatte über Werkverträge und Leiharbeit in der Fleischindustrie auf ein Verbot geeinigt. Dabei wird es allerdings einige Ausnahmen geben.
Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück (Archiv)

Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück (Archiv)

Foto: marco stepniak/ imago images/biky

Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich Union und SPD auf ein Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit in der Fleischindustrie verständigt. Beim Schlachten und Zerlegen von Fleisch dürften künftig nur noch Arbeitnehmer des eigenen Unternehmens eingesetzt werden. Darüber berichten übereinstimmend mehrere Nachrichtenagenturen. Werkverträge sollen ab dem 1. Januar 2021 nicht mehr möglich sein, während Leiharbeit ab dem 1. April 2021 in der Fleischwirtschaft verboten werde.

Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigten sollen von diesen Regelungen allerdings ausgenommen werden. Es soll außerdem eine auf drei Jahre befristete Ausnahmeregelung geben: Auf der Grundlage eines Tarifvertrags wird es möglich sein, Auftragsspitzen in der Fleischverarbeitung auch weiterhin mit Leiharbeitern aufzufangen – aber nicht beim Schlachten und Zerlegen.

Corona-Ausbrüche und schlechte Arbeitsbedingungen

Das Gesetz soll noch Mitte Dezember im Bundestag beraten werden. Die Koalition reagiert damit auf Corona-Ausbrüche in Schlachthöfen und auf die jahrelange Diskussion über schlechte Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie. In der Unions-Fraktion hatte es bis zuletzt Bedenken gegen eine zu starke Einschränkung von Werkverträgen und Leiharbeit gegeben. 

Neben den Schlachtbetrieben hat die Coronakrise auch vielen landwirtschaftlichen Betrieben stark zugesetzt. Nach Krankheits-Ausbrüchen in Schlachthöfen gebe es nach Branchenangaben derzeit einen »Schlachtstau« von 590.000 Tieren, die nicht geschlachtet werden können. Ein weiterer Zuwachs dürfte allerdings wegen Wiederinbetriebnahmen von zusätzlichen Kapazitäten gestoppt sein.

Hilfen für Schweinehalter

Bundesagrarministerin Julia Klöckner will deshalb mögliche Hilfen für Schweinehalter prüfen. Aktuell werde mit der Branche und der EU-Kommission ausgelotet, was nötig und geeignet sei, um die Märkte zu stabilisieren, einen Stau abzubauen und am stärksten betroffene Betriebe zu unterstützen, erklärte die CDU-Politikerin anlässlich einer Schaltkonferenz mit den Ländern.

Als mögliche Hilfen seien unter den EU-Staaten Beihilfen zur privaten Lagerung von Schweinefleisch im Gespräch. Ein günstiger Zeitpunkt dafür könnte Mitte Januar sein, wenn die übrige Nachfrage erfahrungsgemäß eher schwach sei. In Deutschland solle laut Klöckner unter anderem geprüft werden, inwieweit Ferkelerzeuger und Schweinemäster in bestehende Coronahilfen des Bundes einbezogen werden könnten.

rai/dpa/Reuters/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten