Nach Fusion US-Pharmagigant Merck verkündet drastischen Sparplan

Sparen, schließen, rauswerfen: Der US-Pharmariese Merck, der im vergangenen Jahr den Konkurrenten Schering-Plough übernommen hat, will die Zahl seiner Niederlassungen drastisch reduzieren und 15 Prozent der Stellen abbauen. Auch Deutschland ist betroffen.
Vioxx-Tabletten: Nach dem Schmerzmittel-Skandal fielen bereits Tausende Stellen weg

Vioxx-Tabletten: Nach dem Schmerzmittel-Skandal fielen bereits Tausende Stellen weg

Foto: DANIEL HULSHIZER/ AP

New York/Frankfurt am Main - Das nennt man gemeinhin Synergieeffekte: Der US-Pharmariese Merck & Co reduziert nach der milliardenschweren Übernahme des Wettbewerbers Schering-Plough weltweit die Anzahl der Forschungsstellen und Produktionsstätten. Jeweils acht Einrichtungen sollen nach und nach geschlossen werden, kündigte der Arzneimittelhersteller am Donnerstag in Whitehouse Station im US-Bundesstaat New Jersey an. "Diese Veränderungen sind für die Ankurbelung künftigen Wachstums entscheidend", sagte Konzernchef Richard Clark.

In Deutschland, wo der Konzern aktuell etwa 2000 Beschäftigte hat, soll die Forschungsstätte Waltrop nördlich von Dortmund geschlossen werden. 40 Mitarbeiter sind betroffen, sagte ein Sprecher. In Waltrop sitzt die Essex Pharma Development GmbH. Sie war über Schering-Plough in den Konzern gekommen. Für Essex Pharma arbeiten in ganz Deutschland rund 1000 Menschen. Die Zentrale liegt in München. Auch Forschungseinrichtungen in den Niederlanden, Kanada, Dänemark sowie in Schottland und in den USA sollen in den nächsten zwei Jahren aufgegeben werden.

Merck hatte im vergangenen Jahr den Konkurrenten Schering-Plough für rund 41 Milliarden Dollar übernommen, um sich gegen drohende Patentabläufe zu stemmen und den Bestand an Neuentwicklungen auszubauen. Der Milliardenzukauf wurde im November abgeschlossen.

Merck & Co. hat nichts mit deutscher Merck KGaA zu tun

Bereits bekannt ist, dass Merck im Zuge der Integration plant, weltweit rund 15.000 Stellen zu streichen. Das sind etwa 15 Prozent gemessen an den zuletzt etwa 100.000 Stellen im Konzern, wie das Unternehmen bekräftigte. Merck rechnet mit Einsparungen von rund 2,7 bis 3,1 Milliarden Dollar aus den Anfangsschritten des Umbaus. Insgesamt erwartet der Pharmariese im Zuge der Restrukturierung jährliche Synergien von 3,5 Milliarden Dollar. Diese sollen 2012 erreicht werden.

Bereits 2008 hatten die Merck-Mitarbeiter einen Kahlschlag hinnehmen müssen. Damals belastete der Skandal um das Schmerzmittel Vioxx den Konzern. Darüber hinaus machten Nachahmer-Präparate Merck das Leben schwer. Tausende Stellen fielen weg.

Merck & Co. ist nicht mit der deutschen Merck KGaA zu verwechseln. Die beiden Unternehmen haben gemeinsame Wurzeln, gehen seit dem Ersten Weltkrieg aber getrennte Wege. Außerhalb von Nordamerika tritt Merck & Co., um Verwechslungen zu vermeiden, unter dem Namen MSD auf.

böl/Reuters/dpa-AFX
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