Nach Shortseller-Bericht Reichster Mann Asiens verliert Milliarden

Der indische Energiekonzern Adani gehört zu den größten Unternehmen des Kontinents. Eine Gruppe von Shortsellern wirft der Führung nun jahrzehntelange Aktienmanipulation und Bilanzbetrug vor – und stürzt Adani in die Krise.
Adani-Chef Gautam Adani

Adani-Chef Gautam Adani

Foto: Indranil Mukherjee / AFP

Mit einem Nettovermögen von 97,6 Milliarden Dollar ist Gautam Adani noch immer der reichste Mann Asiens. Sein Unternehmen baut Kohlekraftwerke und Windräder, kontrolliert Häfen und Minen. Und doch bröckelt es seit vergangenem Mittwoch im großen Adani-Reich. Allein am Freitag verloren die Aktien von Adani Enterprises fast 20 Prozent an Wert. Damit summierten sich die Verluste des Finanzkonglomerats auf mehr als 48 Milliarden Dollar – ein sagenhafter Absturz in kürzester Zeit.

Schuld daran ist ein Bericht von Hindenburg Research. Das Unternehmen mit dem klingenden Namen ist auf Leerverkäufe spezialisiert, wettet also an der Börse auf den Niedergang zu hoch bewerteter Firmen. Auch bei Adani hält Hindenburg eine solche »Short«-Position, wie Mitte der Woche klar wurde – und zwar aus einem explosiven Grund. Die indische Unternehmensgruppe habe »über Jahrzehnte hinweg ein dreistes System der Aktienmanipulation und des Bilanzbetrugs betrieben«, schrieben die Shortseller in einem ausführlichen Bericht, der nach eigenen Angaben seit zwei Jahren vorbereitet wurde.

Börse reagiert nervös

Anleger von Adani sind Kontroversen gewohnt. Bereits in der Vergangenheit stand das Unternehmen öfter in der Kritik, etwa weil es Teile des Great Barrier Reefs ausbaggern wollte, um australische Kohle nach Indien zu transportieren. Doch die Vorwürfe von Hindenburg Research sind neu – und sie berühren den Kern des Unternehmens.

In dem Bericht heißt es, dass wichtige börsennotierte Unternehmen der Adani-Gruppe »erhebliche Schulden« hätten, die das Konglomerat auf ein »prekäres finanzielles Fundament« stellten. Die »himmelhohen Bewertungen« hätten die Aktienkurse von sieben börsennotierten Adani-Unternehmen um bis zu 85 Prozent über den tatsächlichen Wert getrieben. Der milliardenschwere US-Investor Bill Ackman bezeichnete den Hindenburg-Bericht als »sehr glaubwürdig und extrem gut recherchiert«.

Entsprechend nervös reagierte die Börse auf die Vorwürfe aus den USA. Auch Banken, bei denen Adani Schulden hat, gaben im Wert erheblich nach. Die Adani-Gruppe hat die Anschuldigungen zurückgewiesen und bezeichnete den Bericht als »böswillige Kombination aus selektiver Fehlinformation und veralteten, unbegründeten und diskreditierten Behauptungen«, die darauf abzielten, den Ruf der Gruppe zu schädigen.

Mit einem Nettovermögen von 97,6 Milliarden Dollar ist der Milliardär Gautam Adani laut dem Magazin »Forbes« noch immer der siebtreichste Mann der Welt. Vor dem Hindenburg-Bericht stand er an dritter Stelle.

rai/Reuters

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