Nach Nato-Beitrittsantrag Russland will Gaslieferungen an Finnland ab Samstag einstellen

Gasum-Station in Räikkölä nahe der russischen Grenze
Foto: VESA MOILANEN / AFPGazprom hat nach Angaben des staatlichen finnischen Gasunternehmens Gasum angekündigt, Gasimporte aus Russland in das nordische Land ab Samstagmorgen zu stoppen. »Es ist sehr bedauerlich, dass die Erdgaslieferungen im Rahmen unseres Liefervertrags nun eingestellt werden«, wird Unternehmenschef Mika Wiljanen in einer Mitteilung zitiert.
Der Schritt erfolgt nur wenige Tage, nachdem Finnland und sein skandinavischer Nachbar Schweden in Brüssel die Aufnahme in das westliche Verteidigungsbündnis Nato beantragt haben. Ob es einen kausalen Zusammenhang gibt, ist zumindest offiziell nicht bekannt. Russland sieht in Anträgen jedoch schwere Fehler beider bisher neutralen Länder.
Auch die Auswirkungen des angekündigten Lieferstopps sind noch unklar, könnten sich aber in Grenzen halten. Fast das komplette in Finnland verbrauchte Gas kommt bislang zwar aus Russland, macht aber nur etwa fünf Prozent am Energieverbrauch des Landes insgesamt aus.
»Wir haben uns jedoch sorgfältig auf diese Situation vorbereitet, und vorausgesetzt, dass es keine Unterbrechungen im Gastransportnetz gibt, werden wir in der Lage sein, alle unsere Kunden in den kommenden Monaten mit Gas zu versorgen«, sagte Gasum-Chef Wiljanen. Bereits seit Tagen rechnete man bei dem Unternehmen in Espoo damit, dass Moskau den Gashahn zudrehen würde.
Finnland will nicht in Rubel zahlen
In den kommenden Monaten sollten die Kunden aus anderen Quellen über die Balticconnector-Pipeline, die Finnland mit Estland verbindet, versorgt werden. Die rund 250 Millionen Euro teure Verbindung ist seit 2020 in Betrieb. Auch die Gastankstellen von Gasum würden trotz des Lieferstopps weiterhin normal betrieben, so das Unternehmen.
Gasum bereitet die Unterbrechung dennoch Sorgen. Wegen der begrenzten Kapazitäten am Markt gilt es als fraglich, ob das Unternehmen die nun ausfallenden Mengen ersetzen kann. Wie andere europäische Länder weigert sich Finnland zudem, Gasimporte in Rubel zu begleichen – obwohl der russische Präsident Wladimir Putin dies angeordnet hat. Laut Europäische Union würden so jedoch geltende Verträge unzulässig nachträglich verändert. Sollten Unternehmen trotzdem in Rubel bezahlen, riskieren sie Strafen wegen Verstößen gegen EU-Sanktionen.
Im Streit über die Bezahlung in Rubel hatte Russland bereits Ende April Gaslieferungen an Polen und an Bulgarien eingestellt, die Jamal-Pipeline wurde unterbrochen. Dies wurde jedoch vor allem als symbolischer Akt Russlands gesehen, da etwa Warschau ohnehin angekündigt hatte, den Vertrag mit Gazprom nicht zu verlängern. Er läuft Ende 2022 aus.
Deutschland wird indes bislang insbesondere über die Ostseepipeline Nord Stream 1 weiterhin versorgt. Doch auch hierzulande erklärte Wirtschaftsminister Robert Habeck noch am Montag, dass die Vorgaben der EU bei Gaszahlungen eingehalten würden.
Ob deutsche Importeure hierfür auch Rubelkonten bei der Gazprombank eröffnen, blieb jedoch unklar. Nachdem der italienische Energiekonzern Eni mitgeteilt hatte, er wolle bei der Gazprombank ein Konto in Euro eröffnen und eines in Rubel, hieß es vom deutschen Energiekonzern EnBW etwa, er habe einen Weg gefunden, »sanktionskonform« zahlen zu können.