Negativzins wirkt Banken parken weniger Geld bei der EZB

EZB-Zentrale in Frankfurt am Main: Minuszinsen wirken
Foto: AP/dpaFrankfurt am Main - Die Banken des Euroraums haben ihre kurzfristigen Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) spürbar reduziert. Einen Tag nach Inkrafttreten des neuen Negativzinses teilte die EZB mit, die Einlagen seien um 25,4 Milliarden auf 13,6 Milliarden Euro gesunken. Dies ist der niedrigste Wert seit Februar 2011, also seit gut drei Jahren.
Ein Teil des Geldes scheinen die Banken zwar auf ihr laufendes Konto bei der EZB gestellt zu haben, dessen Stand sich um 16,7 Milliarden auf 206,8 Milliarden Euro erhöhte. Allerdings müssen die Banken den Negativzins auch hier zahlen, soweit die dortigen Einlagen über die Mindestreservepflicht hinausgehen. Auch die Tagesgeldsätze im Interbankenhandel sinken weiter, Händler nannten eine Spanne von 0 bis 0,02 Prozent, vereinzelt wurden auch Negativsätze bis zu minus 0,05 Prozent genannt.
Die EZB hatte vor einer Woche als erste große Notenbank eine Gebühr auf bei ihr unterhaltene Guthaben beschlossen. Damit soll zum einen der starke Euro geschwächt werden, um Konjunktur und Inflation anzuschieben. Zum anderen zielt der Schritt auf die schwache Kreditvergabe in Südeuropa ab. Sie soll belebt werden, indem die Banken bei der EZB geparkte Guthaben abziehen und in die Wirtschaft leiten. Der Erfolg der Maßnahme ist ungewiss, weil es an praktischen Erfahrungen mangelt.
In ihrem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht betont die EZB erneut, dass sie keine großen Deflationsrisiken im Euroraum sehe: "Verglichen mit vergangenen Phasen eindeutiger Deflation in entwickelten Volkswirtschaften, erscheint das Risiko einer Deflation im Euroraum zum gegenwärtigen Zeitpunkt gering."
Die Notenbank schränkt allerdings ein, dass auch zu lange Phasen mit geringen Inflationsraten Grund zur Besorgnis seien und eine "angemessene" geldpolitische Reaktion erfordern können. Aus diesem Grund hatte die Notenbank vor einer Woche ihre Geldpolitik mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen weiter gelockert.