Nach Negativzinsen Rendite zehnjähriger Bundesanleihe liegt wieder über null

Zuletzt konnte der Staat dank negativer Zinsen mit Schulden jede Menge Gewinn machen. Nun muss er für die zehnjährigen Anleihen wieder etwas zahlen. Viel springt für Anlegerinnen und Anleger dabei aber nicht raus.
Händler an der Frankfurter Börse (Symbolbild)

Händler an der Frankfurter Börse (Symbolbild)

Foto: Arne Dedert / dpa

Bundesanleihen gelten seit jeher als wenig einträglich, dafür als besonders sicher. Für Anleger waren die Staatspapiere wegen Negativzinsen zuletzt sogar meist ein Verlustgeschäft. Nun bekommen sie aber wieder Geld für ihre Kredite an den deutschen Staat – zumindest ein wenig.

Erstmals seit Anfang Mai 2019 stieg die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen Bundesanleihe am Mittwoch über null Prozent und kletterte am Vormittag bis auf rund 0,02 Prozent. Die Rendite der vergleichbaren US-Treasuries stieg dagegen wegen der Aussicht auf baldige Zinserhöhungen der Notenbank Fed sogar bereits auf plus 1,884 Prozent.

Ob damit auch in Deutschland eine dauerhafte Trendwende geschafft ist, ist fraglich. Die Wertpapiere gelten an den Märkten als richtungsweisend, der von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgesetzte Leitzins verharrt allerdings noch auf seinem Tiefststand und dürfte auch 2022 noch nicht steigen. Weltweit haben einige Notenbanken den Kurs jedoch bereits geändert.

Inflation frisst höhere Rendite auf

Hintergrund der steigenden Rendite dürfte die anziehende Inflation sein. Das Statistische Bundesamt hat am Morgen seine Schätzung für Dezember 2021 sowie für das abgelaufene Gesamtjahr bestätigt: Die Teuerung legte demnach um 5,3 beziehungsweise 3,1 Prozent zu.

Für Anleger ist der Zinsanstieg auch daher nicht mehr als ein Hoffnungsschimmer. Denn angesichts dieses starken Anstiegs der Verbraucherpreise machen die Papiere real, also unter dem Strich, weiterhin Verluste.

Der Chefvolkswirt der ING-Bank, Carsten Brzeski, sprach angesichts dieser Lage von einem Anstieg, der »rein symbolisch« sei. »Was der Anstieg der Renditen allgemein zeigt, ist die Zeitenwende bei den Notenbanken und auch der EZB.«

Der Einstieg in den Ausstieg mit weniger Anleihekäufen seit Anfang des Jahres, die hohe Inflation und die Aussicht auf Zinserhöhungen in den USA hätten die Renditen nach oben gedrückt, sagte Brzeski. Daher müssten sich auch Kreditnehmer und Häuslebauer dieses Jahr auf leicht steigende Zinsen einstellen.

apr/Reuters
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