New York Spekulant Soros solidarisiert sich mit Wall-Street-Demonstranten

Sie demonstrieren gegen die Gier der Finanzwelt, wollen die Wall Street besetzen - nun erhält die junge US-Protestbewegung Beistand von unerwarteter Seite: Ausgerechnet der milliardenschwere Investor George Soros sympathisiert mit den Kapitalismuskritikern. "Ich kann ihre Gefühle verstehen."
Wall Street-Proteste am 3. Oktober: Verkleidet als Finanzzombies

Wall Street-Proteste am 3. Oktober: Verkleidet als Finanzzombies

Foto: EMMANUEL DUNAND/ AFP

New York - Die Proteste an der Wall Street gehen in die dritte Woche: Seit Mitte September sind Demonstranten unter dem Motto "Occupy Wall Street" auf der Straße, sie prangern Konsum, Kapitalismus und Korruption an. Waren es zeitweise nur ein paar hundert Leute, kamen am vergangenen Wochenende etwa 1500 Demonstranten zusammen. 700 von ihnen nahm die Polizei am Samstag bei einer Kundgebung fest. Ihnen wird vorgeworfen, die Brooklyn Bridge lahmgelegt zu haben.

Jetzt erhalten die Protestierer jedoch ungeahnte Unterstützung: US-Großinvestor George Soros hat seine Sympathie für die Protestbewegung bekundet.

"Offen gesagt kann ich ihre Gefühle verstehen", sagte der 81-Jährige am Montag in New York. Auf der einen Seite müssten etwa Kleinunternehmer mit immer höheren Zinsen für ihre Kreditkarten kämpfen. Auf der anderen Seite fahre die Finanzbranche riesige Gewinne ein und händige üppige Bonuszahlungen aus. Soros sagte laut "Washington Post", das egoistische Benehmen der Banken sei Nährboden für mächtige Anti-Establishment-Bewegungen - von der Tea-Party bis hin zu "Occupy Wall Street".

"Die New Yorker Polizei hat ein PR-Problem"

Beistand erhalten die Demonstranten in New York auch von anderen Prominenten: Schauspieler Alec Baldwin veröffentlichte laut BBC Videos der Wall-Street-Aktion auf seiner Twitter-Seite. Eines davon zeigt, wie ein Polizist mit Pfefferspray gegen eine Gruppe Frauen vorgeht.

"Das ist beunruhigend", schreibt Baldwin. "Ich denke, die New Yorker Polizei hat ein PR-Problem." Auch Schauspielerin Susan Sarandon und Regisseur Michael Moore zählen zu den Sympathisanten.

Mittlerweile greifen die Demonstranten zu drastischeren Mitteln: Einige verkleideten sich am Montag als "Corporate Zombies" und verspeisten symbolisch falsches Geld.

Auch in anderen US-Städten ist die Aktion angekommen. In Los Angeles, Boston, Chicago und Columbus im Bundesstaat Ohio gingen Menschen auf die Straße. Für Donnerstag sind Proteste auf der Freedom Plaza in der Hauptstadt Washington geplant. Auch in Deutschland gibt es Gerüchte, wonach bald Frankfurt am Main, Köln und Berlin Schauplätze von Kundgebungen  sein könnten.

kpa/AP/AFP
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