Kurz vor dem Börsengang
Spotify rechnet mit hohen Verlusten
Musik-Streamingdienst Spotify setzt kurz vor dem Börsendebüt auf Umsatz statt Gewinn: Bis Ende 2018 plant das Unternehmen auf 200 Millionen Nutzer zu wachsen - und nimmt dafür weiter rote Zahlen in Kauf.
Der Streaming-Musikdienst Spotify will zum Jahresende auf rund 200 Millionen Nutzer wachsen - rechnet aber weiterhin mit roten Zahlen. Die Zahl zahlender Abo-Kunden solle 92 bis 96 Millionen erreichen, kündigte Spotify in einer aktualisierten Prognose gut eine Woche vor dem Börsengang in New York an. Ende 2017 hatte der Dienst 71 Millionen zahlende Abo-Kunden und rund 159 Millionen Nutzer insgesamt.
Spotify bietet Nutzern sowohl einen kostenlosen, werbefinanzierten Basisdienst als auch einen kostenpflichtigen Premiumzugang an.
Auch in Zukunft: hoher Umsatz, hohe Verluste
Der Jahresumsatz soll auf bis zu 5,3 Milliarden Euro anwachsen, das wäre ein Plus von 30 Prozent. Im Vorjahr hatte das Unternehmen bereits eine Umsatzsteigerung von 39 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro hingelegt. Das Wachstum kam jedoch zu einem hohen Preis: Der Verlust stieg 2017 von 539 Millionen auf 1,24 Milliarden Euro.
Bisher hat das vor zwölf Jahren gegründete Unternehmen noch nie schwarze Zahlen geschrieben. Bereits 2016 und in den Vorjahren hatte das Unternehmen wegen hoher Investitionen Millionenverluste gemacht. Auch für 2018 erwartet das Unternehmen laut der Prognose erneut hohe Defizite.
Das Minus soll jedoch etwas kleiner werden: Spotify will seinen Betriebsverlust auf 230 bis 330 Millionen Euro reduzieren. Im vergangenen Jahr lag der operative Fehlbetrag bei rund 378 Millionen Euro.
Unter dem operativen Ergebnis oder Betriebsergebnis versteht man normalerweise einen Gewinn oder Verlust im Kerngeschäft eines Unternehmens, vor Abzug von Steuern und Zinszahlungen.
Geld sparen durch Direktplatzierung
Allein der Börsengang kostet Spotify 35 bis 40 Millionen Euro. Hier dürfte der Streamingdienst allerdings Geld gespart haben - durch den ungewöhnlichen Weg einer Direktplatzierung, bei der einfach bestehende Aktien gehandelt werden können.
Das Unternehmen lässt sich dabei zwar von Investmentbanken wie Goldman Sachs und Morgan Stanley beraten, beauftragt sie aber nicht wie üblich mit der Aktienausgabe selbst und dem dazugehörigen Preisbildungsverfahren. Der Musik-Streamingdienst will am 3. April an der Börse in New York starten.
Über einen Börsengang wurde schon lange spekuliert. Ein Risiko für Anleger könnte die Klage eines Musikverlags sein, der mindestens 1,6 Milliarden Dollar Zahlungen für Songautoren erstreiten will.