Übernahme der Air-Berlin-Tochter Niki Gelobt sei Lauda

Niki Lauda kauft die von ihm gegründete Pleite-Airline zurück und will sie in Laudamotion umbenennen. Doch ohne einen Partner dürfte der Billigflieger kaum lange überleben.
Niki Lauda

Niki Lauda

Foto: BRUNA/ EPA-EFE/ REX/ Shutterstock

Niki Lauda ist sich seiner Sache offenbar sicher. "ALLE Niki-Mitarbeiter erhalten ein Jobangebot", versprach der Firmengründer und Rückkäufer der insolventen Fluglinie den rund tausend Beschäftigten vergangene Woche in einem offenen Brief . Geht es nach dem 68-Jährigen, soll sich das Unternehmen so schnell wie möglich auf den österreichischen Markt konzentrieren und das tun, wozu es da sei: fliegen.

Lange war zuvor um die Niki-Übernahme gerungen worden, mit der eines der letzten großen Kapitel der Air-Berlin-Pleite endet. Der Bieterstreit um die einstige Tochtergesellschaft beschäftigte mehrere Gerichte, die Maschinen stehen seit Wochen am Boden und das Insolvenzverfahren wechselte zwischen Deutschland und Österreich hin und her. Statt der British-Airways-Mutter IAG   gaben die Verwalter nach 15-stündiger Sitzung nun überraschend Lauda den Zuschlag, der sein Angebot offenbar nachgebessert hatte.

Aber sind mit der Übernahme auch die Zukunft des Unternehmens und Arbeitsplätze gesichert? "Eine dauerhafte Perspektive gibt es für Niki alleine wohl nicht", sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt. "So wie sie dasteht, ist sie zu klein, um innerhalb Europas mithalten zu können." Niki sei zwar eine gute Marke, mit 21 geleasten Flugzeugen aber nicht überlebensfähig. 15 der früheren Niki-Flieger sind derzeit auch noch bei der Lufthansa. Als wesentliche Vermögenswerte gelten die Start- und Landerechte.

Größe kann Kosten senken

"In den nächsten 12 bis 18 Monaten wird sich Lauda wahrscheinlich nach einem Partner für einen Teil- oder Komplettverkauf umsehen müssen", sagt Großbongardt. Es werde letztlich darum gehen, in welchen Strukturen Niki landen wird. Der deutsch-britische Touristikkonzern Thomas Cook kündigte bereits an, größere Sitzkontingente buchen zu wollen. Nur durch Größe können laut Großbongardt Kosten für etwa Marketing oder Vertrieb besser verteilt werden. Deshalb gebe es auch kaum noch kleine Fluggesellschaften in Europa.

Bei der österreichischen Gewerkschaft GPA gibt man sich nach "wirklich harten Zeiten" dennoch vorsichtig optimistisch. "Wir nehmen vor allem auch die signalisierte Gesprächsbereitschaft für einen Kollektivvertrag wohlwollend zur Kenntnis", sagte Vizebundesgeschäftsführer Karl Dürtscher. Man werde baldmöglichst mit Lauda sprechen.

Maschine mit Niki- und Air-Berlin-Logo

Maschine mit Niki- und Air-Berlin-Logo

Foto: Fabrizio Bensch/ REUTERS

Als die Airline noch vom dreifachen Formel-1-Weltmeister geführt worden war, hatte der Billigflieger gespart, wo es ging. 2006 beklagte sich Lauda laut Sender ORF  beispielsweise öffentlich über einen angeblich zu teuren Gruppenkollektivvertrag mit Austrian Airlines. Piloten wurden laut Betriebsratschef Stefan Tankovits bei einer Personalleasingfirma angestellt.

Auch nach der vollständigen Übernahme durch Air Berlin 2011 konnte Niki ihre "gute Kostenstruktur" laut Luftfahrtexperte Großbongardt beibehalten. "Die Personalkosten sind sogar geringer als bei der Lufthansa-Tochter Eurowings." Wenn Niki noch mal verkauft werden sollte, müsse das angesichts dessen "für die Mitarbeiter nicht unbedingt schlecht sein".

Lauda kritisiert Insolvenzverwalter

In diesem Wissen ging Tankovits vor der Sitzung des Gläubigerausschusses davon aus, dass Hunderte Piloten bei einem Zuschlag für Lauda kündigen würden. Nach der Sitzung zeigte sich Tankovits offener. "Wir werden mit diesem Ergebnis jetzt arbeiten, es scheint viel Neues auf dem Tisch zu sein", sagte der Betriebsratschef.

Gelingt es also Lauda, die Belegschaft, die derzeit etwa bei Eurowings gute Jobaussichten hat, an sich zu binden - und gleichzeitig das Unternehmen profitabel zu führen?

Niki soll erst Ende März wieder fliegen, während die Kosten weiterlaufen. Allein für den Kauf dürfte Lauda laut Großbongardt zudem eine ähnliche Summe wie die ursprünglich mit IAG vereinbarten 20 Millionen Euro bezahlt haben. Die Parteien schweigen zum Preis, der dem Luftfahrtexperten zufolge in der Summe noch viel höher ausfällt: Er spricht von "schätzungsweise 50 bis 70 Millionen Euro, um die Airline wieder in die Luft zu bringen".

Lauda, der selbst seit Langem den Pilotenschein hat, gibt sich kämpferisch. Er wolle "wieder Schwung in die Bude und den österreichischen und europäischen Luftverkehr bringen". Eine weitere Passage in seinem offenen Brief belegt zudem, wie sehr der Flugzeugenthusiast mit - künftig wieder - seinem Unternehmen im europäischen Luftfahrtmarkt mitspielen will. Harsch greift er darin die Insolvenzverwalter Frank Kebekus (Air Berlin) und Lucas Flöther (Niki) an.

Stefan Tankovits

Stefan Tankovits

Foto: DPA/APA

Kebekus und Flöther hätten "mit ihrer Vorgehensweise der Ignoranz der wettbewerbsrechtlichen Situation und der Zuständigkeit für das Insolvenzverfahren Niki überhaupt erst in die heutige Lage gebracht", wetterte Lauda angesichts des juristischen Streits über Zuständigkeiten in den vergangenen Wochen - sowie wegen des zunächst geplanten Verkaufs an Lufthansa. Erst nachdem die EU Wettbewerbsbedenken angemeldet hatte, zog sich die größte deutsche Airline zurück.

Zusammen mit der österreichischen Masseverwalterin Ulla Reisch gab Flöther ihm trotz des öffentlichen Angriffs nun den Zuschlag. Der Verwalter teilte mit, er habe das bestmögliche Ergebnis für die Gläubiger erzielen wollen. "Nur darauf kommt es an."

Die Fluggäste müssen sich künftig aber an einen neuen Namen gewöhnen. Lauda, der bereits 1979 seine erste Fluglinie gründete, will die 2003 aus den Resten der Aero Lloyd geschaffene Niki künftig als Laudamotion abheben lassen.

Mit Material von dpa
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