Milliarden-Konjunkturhilfe
Deutsche Wirtschaft feiert niedrigen Ölpreis
Erst fiel der US-Rohölpreis, jetzt kostet auch die wichtigste Ölsorte Brent weniger als 50 Dollar. Der Absturz freut die Wirtschaft: Laut einer Rechnung sparen Unternehmen und Verbraucher dieses Jahr 20 Milliarden Euro.
Containerhafen in Hamburg: Niedriger Ölpreis befeuert die deutsche Wirtschaft
Foto: Christian Charisius/ dpa
Berlin - Des einen Leid, des anderen Freud: Die Ölnationen stöhnen über den Verfall des Rohstoffpreises, die deutsche Wirtschaft dagegen ist beflügelt. Nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hat der Absturz gar den Effekt eines milliardenschweren Konjunkturpakets.
Sollte der Preis auf dem aktuellen Niveau bleiben, würden Unternehmen und Verbraucher in diesem Jahr um 20 Milliarden Euro entlastet, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der "Bild"-Zeitung. "Der Ölpreiseinbruch kommt als Konjunkturpaket gerade recht."
Der Preisverfall setzte sich am Mittwoch fort: Die weltweit wichtigste Ölsorte Brent ist erstmals seit Mai 2009 wieder unter die Marke von 50 Dollar gefallen. Ein Barrel (Fass zu 159 Liter) verbilligte sich am Mittwoch um 2,3 Prozent auf 49,95 Dollar. Damit kostete das Öl nur noch etwa halb so viel wie im Sommer.
Grund für den Preisverfall sind ein weltweites Überangebot bei gleichzeitig schwächelnder Nachfrage. Die Verbraucher profitierten sowohl bei den Benzin- als auch bei den Heizkosten, sagte DIHK-Mann Wansleben. "Aber auch die Industrie spart ebenso wie Fluggesellschaften oder Spediteure."
Die Entwicklung birgt auch Gefahren, sollte der Trend über längere Zeit anhalten. Dann könnte nach Einschätzung mancher Beobachter eine Deflation drohen: eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale aus erwarteten weiteren Preisrückgängen, ausbleibendem Konsum und zu geringen Investitionen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht Preisstabilität bei einer Teuerung von mittelfristig knapp zwei Prozent als gewährleistet. Es gilt daher als sicher, dass die Notenbanker die Geldschleusen im Kampf gegen die zu schwache Teuerung noch weiter öffnen werden.