Saisonbeginn nach Pandemiepause Österreich klagt über fehlende Arbeitskräfte im Tourismus

Viele freuen sich nach den Coronabeschränkungen auf eine Urlaubsreise. Im Ferienland Österreich fehlen nun aber zahlreiche Saisonkräfte, denn die haben sich im Shutdown umorientiert.
Kellnerin in Wien: »Es ist auf jeden Fall ein Problem«

Kellnerin in Wien: »Es ist auf jeden Fall ein Problem«

Foto: Bloomberg / Getty Images

Der Sommer 2021 soll in vielen Urlaubsregionen die Wiedergeburt des Tourismus werden. Doch so mancher deutsche Urlauber, der sich nach monatelangen Coronabeschränkungen wieder in den Urlaub nach Österreich aufmacht, könnte bei der Hoffnung auf eine freundliche Servicekraft, die einem Apfelstrudel serviert oder das Bett in der Pension richtet, enttäuscht werden. Denn zu Beginn der Feriensaison herrscht Arbeitskräftemangel in Österreichs Gastronomie und Tourismus.

»Es ist auf jeden Fall ein Problem«, sagte der Arbeitsminister des Landes, Martin Kocher, bei der Vorstellung der Arbeitslosenzahlen in Wien. Verantwortlich sei die lange Schließphase während des Corona-Lockdowns. Saisonarbeitskräfte, speziell solche aus dem Ausland, hätten sich in dieser Zeit wohl anders orientiert.

In Österreich spielen Gastrobeschäftigte aus Tschechien, der Slowakei und Ungarn eine wichtige Rolle. Auch einheimische Kräfte hätten sich zwischenzeitlich Jobs in anderen Branchen gesucht. »Ich glaube, dass es zu viel verlangt wäre zu erwarten, dass sofort nach so einer tiefen Krise wieder alles funktioniert«, sagte Kocher mit Blick auf die Situation.

»Auch in Österreich gab es Personen, die sich aus dem Tourismus und der Gastro rausorientiert haben«, zitiert der »Standard«  den Arbeitsminister. »Es wird keine einfache Saison werden für viele Betriebe im Sommer.« Dem Bericht zufolge geht er jedoch davon aus, dass sich die Situation mit dem Ende der coronabedingten Kurzarbeit »etwas entspannt«.

Den Angaben zufolge hat inzwischen die Zahl der Arbeitsplätze in Österreich insgesamt das Vorkrisenniveau wieder erreicht. Konkret gab es im Mai des laufenden Jahres mehr als 3,8 Millionen Beschäftigte und somit sogar etwas mehr als im Mai 2019.

Personalnot auch bei deutschen Gastwirten

Auch in Deutschland fehlen Gastronomen und Hoteliers zu Saisonbeginn zahlreiche Arbeitskräfte. Ein aktuelles Stimmungsbild unter Mitgliedern des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands zeigt, wie eng es beim Service zum Start in die für viele existenzielle Sommersaison aussieht: Mehr als 42 Prozent der Teilnehmer berichteten, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in andere Branchen abgewandert seien. Dabei hätten fast drei Viertel (73,7 Prozent) der Betriebe »mit aller Kraft gekämpft«, um das Beschäftigungsniveau durch die Pandemiezeit zu halten, während die übrigen (26,3 Prozent) Kündigungen aussprechen mussten.

Aber wie lange wäre die Unterbesetzung beim Kellnern, Kochen oder an der Rezeption auszuhalten? Von jenen Unternehmen, die zurzeit noch gar nicht aufmachen können, gab in der ersten Juniwoche nahezu ein Drittel »fehlende Mitarbeiter« als Grund an.

Auch in einer Analyse des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zur Tourismuskonjunktur in diesem Frühsommer wird der Engpass deutlich: 48 Prozent der befragten Gastronomen bezeichneten den Fachkräftemangel als ernstes Risiko für das eigene Geschäft – beinahe eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt (17 Prozent). Bei Beherbergungsbetrieben wie Hotels oder Pensionen ergab sich eine ähnlich kritische Zunahme – von 11 auf 46 Prozent.

apr/dpa
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