Sorgenkind General Motors will Milliarden in Opel stecken

Vier Milliarden sollen die Wende bringen. Diese Summe will der US-Autokonzern General Motors in seine angeschlagenen Töchter Opel und Vauxhall stecken. Konkurrent VW investiert allerdings ein Vielfaches.
Wegweiser zur Opel-Zentrale in Rüsselsheim: Höflichkeitsbesuch aus Detroit

Wegweiser zur Opel-Zentrale in Rüsselsheim: Höflichkeitsbesuch aus Detroit

Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERS

Rüsselsheim - Konzernchef Dan Akerson überbrachte die Botschaft persönlich: Der US-Autokonzern General Motors   (GM) will vier Milliarden Euro in seine Tochter Opel und die Schwestermarke Vauxhall investieren. Der größte Teil des Geldes, das bis 2016 reichen soll, werde in neue Modelle und sparsame Motoren gesteckt, kündigte Opel-Chef Karl-Thomas Neumann an.

Mit den angekündigten Investitionen in 23 neue Modelle und 13 neue Motoren will GM in Europa die Wende einleiten. Den Anfang machen der Kleinwagen Adam, der kleine Geländewagen Mokka und das Cabriolet Cascada. Zum Vergleich: Der längst enteilte Rivale Volkswagen   steckt bis 2015 in Deutschland knapp 20 Milliarden Euro in neue Modelle, Produktionsverfahren und die Modernisierung seiner Fabriken - also fünfmal soviel wie GM für Opel bereitstellt.

Bei einem Besuch in der Konzernzentrale in Rüsselsheim erneuerte Akerson das Bekenntnis zu Opel. GM brauche eine starke Präsenz in Europa, sowohl bei Design und Entwicklung als auch bei Produktion und Verkauf. "Opel ist ein Schlüssel zu unserem Erfolg und genießt die volle Unterstützung des Mutterkonzerns", sagte Akerson.

Der Opel-Aufsichtsratschef und GM-Vize Stephen Girsky meinte gar, Opel ebne den Weg für die "größte Wende in der Geschichte der europäischen Automobilindustrie". Er verwies auf die wechselvolle Historie der seit 1929 zum US-Konzern gehörenden Tochter, die mehrere vergebliche Sanierungsversuche verbunden mit zahlreichen Chefwechseln hinter sich hat und seit vielen Jahren Verluste auftürmt.

GM setzt in Europa seit Jahren Geld in den Sand, allein 2012 stand ein operativer Verlust von 1,8 Milliarden Dollar in den Büchern. Die Amerikaner hatten Opel vor drei Jahren zunächst verkaufen wollen, sich dann aber anders entschieden und sanieren die Tochter seither in Eigenregie. Ziel des intern als "Höflichkeitsbesuch" bezeichneten Treffens dürfte gewesen sein, das durch die Verkaufspläne zerschlagene Porzellan zu kitten.

Die Opel-Führung hatte sich unlängst mit der IG Metall auf einen Sparplan verständigt, der die Verschiebung von Lohnerhöhungen vorsieht. Im Gegenzug erhielten die Werke in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach mehrjährige Produktionszusagen und können sich ihrer Arbeitsplätze zumindest bis Ende 2016 sicher sein. Die Autofabrik in Bochum mit über 3200 Beschäftigten soll dagegen Ende 2014 dichtgemacht werden.

Während Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) die Investitionszusage als "starkes Signal für den Opel-Standort in Deutschland und in Rüsselsheim" begrüßte, verlangte sein Wirtschaftsminister Florian Rentsch (FDP) mehr Bewegungsfreiheit für die weitgehend auf Europa beschränkte GM-Tochter. "Was weiterhin fehlt, ist, dass General Motors endlich Opel von seinen 'Fesseln' befreit und es ermöglicht wird, Opel-Fahrzeuge weltweit, ohne Restriktionen zu verkaufen", sagte Rentsch dem "Handelsblatt" laut einer Vorabmeldung.

dab/dpa/Reuters

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