250 Brandopfer in Pakistan Katastrophenfabrik produzierte für Discounter Kik

Feuer in pakistanischer Textilfabrik: Bei dem Brand starben 250 Menschen
Foto: Str/ dpaHamburg - Der deutsche Textildiscounter Kik hat bestätigt, Jeans von der pakistanischen Unglücksfabrik Ali Enterprises bezogen zu haben, die vor einer Woche abbrannte. Bei dem verheerenden Feuer in der Hafenstadt Karatschi starben mehr als 250 Menschen. Es war eine der größten Katastrophen in der Textilindustrie.
Bei dem Brand hatte sich die baufällige Fabrik in eine fatale Falle verwandelt: Fluchtwege fehlten, Fenster waren vergittert, Feuerlöscher kaputt. In einer ersten Stellungnahme erklärte der deutsche Discounter, zusammen mit anderen internationalen Firmen, die von dort Ware bezogen hätten, einen Hilfsfonds ins Leben rufen zu wollen.
Grundsätzlich, so ein Sprecher des Bönener Unternehmens, würde Kik alle Lieferanten auf die Erfüllung von Sicherheitsstandards und elementarer Arbeitsrechte verpflichten. Doch die Einhaltung dieser Standards scheint Kik ziemlich gleichgültig zu sein. Studien von Nichtregierungsorganisationen wie der Kampagne für saubere Kleidung zeigten immer wieder, wie lax es der Discounter mit der Kontrolle von Arbeitsbedingungen nahm. Der Anteil der als "gut" bewerteten Lieferanten, gibt selbst Kik in seinem neuen Nachhaltigkeitsbericht zu, betrage gerade mal 24 Prozent.
Aus seinen Produzenten macht das Unternehmen bis heute ein Geheimnis. Offenbar nicht ohne Grund: Auch die jetzt abgebrannte Fabrik Ali Enterprises war 2007 bei einer Kontrolle aufgefallen - es hatte Mängel beim Brandschutz gegeben. Dies jedoch, versichert Kik, sei bis Ende 2011 nachgebessert worden. So weise es zumindest ein Prüfbericht aus. Doch der spiegelte offenbar nicht die Realität wider.
Ein Mitarbeiter der pakistanischen Textilarbeitergewerkschaft NTUF berichtete SPIEGEL ONLINE von weiteren Mängeln: Arbeitsdruck und Überstunden seien in der Fabrik an der Tagesordnung gewesen, in aller Regel wurde die Mehrarbeit nicht bezahlt.
Die Zustände in der Fabrik konterkarieren Kiks jüngste Versuche, sich als verantwortungsvolles Unternehmen zu präsentieren. Es war auch nicht der Discounter, der jetzt mit offenen Karten spielte. Erst auf diverse Nachfragen von Mitarbeitern der Kampagne für saubere Kleidung räumte Kik ein, in Pakistan produziert zu haben. Bereits in der vergangenen Woche hatten Aktivisten in den Trümmern der abgebrannten Fabrik Kik-Etiketten entdeckt und diese dann mit aktuellen Jeans-Etiketten in Deutschland verglichen. Der Preis der Hosen: günstige 15,99 Euro.