Pleite Arcandor-Boss Eick steht Abschied bevor

Ende einer Rettungsmission: Anfang September wird das Essener Landgericht aller Voraussicht nach Klaus Hubert Görg zum Insolvenzverwalter des Handelskonzerns Arcandor berufen. Für den bisherigen Vorstandschef Karl-Gerhard Eick bleibt dann nur der Rücktritt.
Arcandor-Chef Eick: Mission gescheitert

Arcandor-Chef Eick: Mission gescheitert

Foto: Frank Augstein/ AP

Frankfurt am Main/Düsseldorf - Die Tage von Karl-Gerhard Eick an der Spitze des insolventen Essener Arcandor-Konzerns scheinen gezählt. So verdichten sich die Anzeichen, dass der Arcandor-Boss mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens am kommenden Dienstag seine Position aufgeben wird. Das sei ein guter Termin, um das Amt niederzulegen, heißt es im Unternehmensumfeld.

Am 1. September werde das Amtsgericht Essen voraussichtlich den bisher vorläufigen Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg offiziell bestellen. Damit würde der Kölner Jurist die Verfügungsgewalt und alle Entscheidungsbefugnisse im Konzern erhalten.

Anders als Eick plant Görg, die Unternehmensteile von Arcandor einzeln zu verwerten: Investoren sollen getrennt für Karstadt und die Primondo-Gruppe um Quelle gefunden werden. Der Verkauf des an Banken verpfändeten 43-Prozent-Anteils am Reisekonzern Thomas Cook soll ebenfalls Geld in die Kasse spülen. "Eick wird den vorläufigen Insolvenzverwalter unterstützen, so lange es für das Verfahren sinnvoll ist", hatte ein Sprecher gesagt.

Für den 55-jährigen Manager stellt das Scheitern der Arcandor-Rettung einen empfindlichen Knick in einer bis dahin makellosen Karriere dar. Als Finanzchef der Deutschen Telekom hatte sich Eick einen exzellenten Ruf erarbeitet. Er war maßgeblich an dem Erwerb des US-Mobilfunkanbieters Voicestream beteiligt und ebnete so dem Bonner Telefonriesen den Weg auf den US-Markt. Anschließend kümmerte er sich auch erfolgreich darum, die dadurch angehäufte Rekordverschuldung wieder abzutragen.

Eicks Millionengehalt ist gesichert

Nur eines schaffte er nicht: Mehrfach wurden ihm Ambitionen auf den Chefsessel der Telekom nachgesagt, zweimal übernahmen andere das Ruder.

Da mag ihm der Notruf von Friedrich Carl Janssen - dem persönlich haftenden Gesellschafter des Arcandor-Großaktionärs Sal. Oppenheim und Aufsichtsratschef des Konzerns - im vergangenen Jahr ganz gelegen gekommen sein. Nun konnte er sich als Chef eines großen Konzerns beweisen. Auch die Investoren setzten auf Eick, der als Finanzmann mit Weitblick und guten Kontakten gilt und für seine Integrität, Aufrichtigkeit und Zielstrebigkeit geschätzt wird.

Doch die Zeit arbeitete gegen ihn: Der Staat stellte sich quer, als er Staatshilfen forderte, um die bis zum 12. Juni fällig werdenden Kredite in Höhe von 650 Millionen Euro zu refinanzieren. Zudem brauchte der Konzern bis zu 900 Millionen Euro für die Sanierung. Versuche, Großaktionäre, Banken und Vermieter zu weiteren Zugeständnissen zu bewegen, um Forderungen der Regierung für staatliche Hilfe nachzukommen, liefen ins Leere.

Am 9. Juni reichte Eick den Insolvenzantrag ein. Auch die Suche nach einem Ankerinvestor, um den Konzern als Ganzes zu erhalten, gab der Konzernchef Mitte August auf.

Doch auch wenn seine Mission scheiterte, Eicks Gehalt ist gesichert: Der Fünf-Jahres-Vertrag mit Arcandor über zwei Millionen Euro plus eine Million mögliche Boni jährlich ist abgesichert und garantiert vom Großaktionär Sal. Oppenheim.

mik/Reuters
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