Volle Kartoffellager Bauern klagen über Pommes-Krise durch Coronaverbote

"Die Gastronomie nimmt derzeit so gut wie keine Pommes ab": Durch die Coronakrise sind die Kartoffellager der Landwirte voll. Der Bauernverband fordert nun Staatshilfe - um Druck vom Markt zu nehmen.
Pommes-Schranke - mit Ketchup und Mayo: In der Coronakrise viel seltener verkauft

Pommes-Schranke - mit Ketchup und Mayo: In der Coronakrise viel seltener verkauft

Foto: Karl-Josef Hildenbrand/ dpa

Restaurants und Kneipen mussten in der Coronakrise schließen, der Verkauf von Pommes Frites kam damit wochenlang fast zum Erliegen. Das spüren nun auch die Bauern: Ihre Kartoffellager sind voll. Der Deutsche Bauernverband spricht von einem Berg von 350.000 Tonnen, auf dem die Landwirte sitzen bleiben könnten. Der Bauernverband hat deshalb nun Staatshilfe gefordert.

"Wir brauchen hier dringend Stützungsmaßnahmen in Form von Liquiditätsdarlehen der Landwirtschaftlichen Rentenbank, die mit einem Tilgungszuschuss aus Bundesmitteln versehen werden sollten", teilte der stellvertretende DBV-Generalsekretär, Udo Hemmerling, mit. Es würden kaum Kartoffeln zu Pommes Frites verarbeitet: "Die Gastronomie nimmt derzeit so gut wie keine Pommes ab."

Zudem richtete Hemmerling Forderungen in Richtung Brüssel. Bei der ebenfalls von Absatzschwierigkeiten in der Coronakrise getroffenen Milch sowie bei Rind- und Schaffleisch sei bereits auf EU-Ebene die Förderung der privaten Lagerhaltung beschlossen worden, erklärte er. "Damit können wir Druck aus dem Markt nehmen."

Fritten-Kartoffeln gelten im Supermarkt als Ladenhüter

Durch den faktischen Wegfall des Außerhausverzehrs haben zahlreiche Verarbeiter ihre Fertigung bereits stillgelegt - oder planen dies. Marktexperten schätzen laut Bauernverband für Nordwesteuropa einen Überhang an Fritten-Kartoffeln von rund zwei Millionen Tonnen.

Bis die Produktion wieder auf Hochtouren läuft, dürfte es eine Weile dauern: Der Bayerische Rundfunk  berichtete unter Berufung auf einen Produzenten, dass die Corona-Lockerungen in der bayerischen Gastronomie allein womöglich nicht reichen könnten - das Exportgeschäft sowie der Absatz in Fußballstadien und auf Volksfesten sei ebenfalls wichtig.

Im Supermarkt gelten die extra großen und mehligen Exemplare dem Bericht zufolge als nahezu unverkäuflich. Was mit den Kartoffeln passiert, sei ungewiss, sie könnten noch zu Stärke verarbeitet werden oder in Biogasanlagen landen.

Die gesamte Kartoffelernte Deutschlands beträgt etwa zehn Millionen Tonnen. Bei Speisekartoffeln flaute die Nachfragewelle im Einzelhandel ab, und die Vorräte reichen doch etwas länger. Ab Mitte Mai dürften Frühkartoffeln umfangreich auf den Markt kommen.

apr/AFP
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