Baumarktkette in der Krise
Praktiker-Vorstand lässt Großaktionäre abblitzen
Die Baumarktkette Praktiker ringt in der Krise um einen klaren Kurs. Großaktionäre hatten sich gegen das Sanierungskonzept der Konzernleitung gewehrt - die ließ nun den Gegenvorschlag von Aktionärsvertretern abblitzen: Das Konzept sei nicht genügend abgesichert.
Fondsmanagerin de Krassny: Praktiker-Führung will an eigenem Finanzierungskonzept festhalten
Foto: Angelika Warmuth/ dpa
Hamburg - Die Konzernleitung der krisengeschüttelten Baumarktkette Praktiker
liefert sich einen Machtkampf mit ihren Aktionären. Bedeutende Anteilseigner unter der Führung der österreichischen Fondsmanagerin Isabella de Krassny hatten den Sanierungsplan des Konzerns auf der Hauptversammlung scharf attackiert und angekündigt, einen Alternativvorschlag vorzulegen. Diesen wiederum hat nun die Konzernleitung durchfallen lassen - wegen Zweifeln an der Finanzierbarkeit des Vorschlags.
Vorstand und Aufsichtsrat hätten sich gegen das von der österreichischen Bank Semper Constantia vorgelegte Finanzpaket entschieden, teilte Praktiker am Dienstag in Hamburg mit. Vorstandschef Kay Hafner erklärte, bei dem Angebot gebe es eine Finanzierungslücke von 60 Millionen Euro. Weil zudem Nachverhandlungen mit unvorhersehbarem Ausgang notwendig würden, seien der Erfolg der Sanierung und der Bestand des Unternehmens nicht gesichert.
Praktiker ist wegen seiner jahrelangen Billigstrategie ("20 Prozent auf alles") und Missmanagements tief in die roten Zahlen gerutscht. 2011 machte das Unternehmen mehr als 500 Millionen Euro Verlust. Die Baumarktkette ist verschuldet und ringt ums Überleben. Zur Sanierung braucht sie frisches Geld, unter anderem um zahlreiche Praktiker-Märkte auf die profitablere Konzernmarke Max Bahr umzuflaggen.
Eklat während der Aktionärsversammlung
Die Finanzierung des Sanierungskurses sorgt allerdings für Streit: Während der Hauptversammlung zu Beginn des Monats war es zum Eklat gekommen. Der Vorstand drohte mit Insolvenz, falls ein geplantes Rettungspaket nicht von den Aktionären abgesegnet werden sollte. Diese warfen der Unternehmensführung Erpressung vor.
Mit sichtbarem Unwohlsein stimmten die Aktionäre schließlich dem Konzept des Vorstands zu, das neben einer Kapitalerhöhung auch einen Kredit des Hedgefonds Anchorage über 85 Millionen Euro vorsieht - zu einem Zinssatz von 16 bis 17 Prozent.
Die österreichische Fondsmanagerin Isabella de Krassny, die neben den Anteilen der Semper Constantia auch den zyprischen Fonds Mazeltov und damit insgesamt rund 15 Prozent der Anteile vertritt, kritisierte den Zinssatz für den Kredit als zu hoch. Auf der Aktionärsversammlung forderte sie unter anderem den Rücktritt von Vorstandschef Hafner und kündigte an, ein alternatives Konzept vorzulegen
Einen Verbündeten fand sie dabei in dem Investor Clemens Vedder. Dieser wollte Berichten zu Folge bei Praktiker einsteigen, von 30 Millionen Euro, gegebenenfalls mehr, war die Rede. Vedders Fondsgesellschaft Goldsmith Capital Partners hatte allerdings auch 2010 einen Einstieg bei der Warenhauskette Kaufhof geprüft, sich dann jedoch aus dem Bieterverfahren verabschiedet.
Die Konzernführung von Praktiker teilte nun mit, sie wolle an dem beschlossenen Sanierungsplan festhalten. Allerdings haben die Aktionäre noch bis zum Ende der Woche Zeit, vor Gericht Einspruch einzulegen und die Sanierung damit wenigstens für einige Zeit zu blockieren. In Vedders Umfeld hatte es geheißen, solche Klagen seien in Vorbereitung.