Schwierige Lage für Drucker und Verleger Preise für Papier steigen weiter kräftig

Das Geschäft mit Büchern, Zeitschriften oder Zeitungen wird angesichts explodierender Papierpreise immer schwieriger. Die Verleger hoffen nun auf die Koalitionsverhandlungen.
Papierlager in Hagen: Großhandelspreis für Altpapier im Vergleich zu Herbst 2020 mehr als verdreifacht

Papierlager in Hagen: Großhandelspreis für Altpapier im Vergleich zu Herbst 2020 mehr als verdreifacht

Foto: Jonas Güttler / dpa

Auf dem Papiermarkt steigen die Preise weiterhin rasant. Vor allem Rohstoffe wie Altpapier oder Zellstoff, die zur Papierherstellung notwendig sind, verteuerten sich »überdurchschnittlich«, wie das Statistische Bundesamt mitteilte . Demnach haben sich die Großhandelspreise für gemischtes Altpapier im September 2021 mit einem Plus von gut 222 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat mehr als verdreifacht.

Papier- und Pappe-Reststoffe waren im Großhandel zuletzt um 147 Prozent teurer. Aus dem Ausland importiertes Altpapier kostete ebenfalls deutlich mehr: Die Einfuhrpreise lagen um 75 Prozent über denen im September 2020. Auch Holz- und Zellstoff, der nach Angaben des Bundesamtes »von Toilettenpapier bis Schreibpapier« ebenfalls ein wichtiger Rohstoff zur Papierherstellung ist, kostete bei Einfuhr knapp 46 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Weniger Zeitungen, weniger zum Wiederverwerten

Für Verleger und Druckereien ist die Entwicklung besorgniserregend – und mancher Dienstleister gibt die höheren Kosten auch an seine Kunden weiter . Das nach dem Corona-Einbruch gerade erst wieder anlaufende Geschäft mit Zeitschriften, Katalogen und anderen Druckerzeugnissen ist in ihren Augen bedroht. Wegen der Knappheit riet der Verlag C.H. Beck zuletzt bereits dazu. Buchgeschenke frühzeitig zu besorgen.

Ein Grund für den Mangel an hochwertigerem Altpapier, welches für bestimmte Druckerzeugnisse wie Zeitungen benötigt wird, ist nach Angaben des Bundesamtes die seit Jahren sinkende Produktion von sogenanntem grafischen Papier zum Bedrucken, Beschreiben und Kopieren. Im Jahr 2010 waren demnach noch 6,62 Millionen Tonnen solcher Papiere in Deutschland hergestellt worden – 2019 waren es dann nur noch 5,07 Millionen Tonnen.

»Nach Ausbruch der Coronapandemie, als kaum Veranstaltungsflyer benötigt wurden und Firmen weniger Werbematerialien drucken ließen, ging die Produktion im Jahr 2020 noch einmal zurück: um 11,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 4,49 Millionen Tonnen«, schreiben die Statistiker. Insgesamt bedeutet das einen Rückgang binnen zehn Jahren um fast ein Drittel.

Zugleich hätten die Verlage den Umfang von Zeitungen reduziert, führte das Bundesamt weiter aus. Dadurch habe auch die Produktion von Zeitungsdruckpapier abgenommen. Mit 1,47 Millionen Tonnen wurden 2020 in Deutschland 42,6 Prozent weniger Zeitungsdruckpapier hergestellt als noch 2010. Dieses Papier fehlt nun für die Wiederverwertung.

Verleger bitten Politik um Hilfe

Zeitschriftenverlage fordern von der künftigen Bundesregierung deshalb eine Stärkung des Marktumfelds sowohl für ihre gedruckten als auch für ihre digitalen Angebote. Der Präsident des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), Rudolf Thiemann, sagte vor dem Verbandskongress »Publisher's Summit« am Donnerstag: »Gedruckte und digitale Angebote sind für uns gleichermaßen unverzichtbar, nur mit beiden erreichen wir all unsere Leser, und für beide muss die Bundesregierung gute Rahmenbedingungen schaffen.« Neben den hohen Papierpreisen würden auch »die unverhältnismäßig steigenden Kosten der Postzustellung zu einem immer größeren Problem«.

Die bisherige schwarz-rote Koalition hatte den Verlagen bereits eine Millionenförderung in Aussicht gestellt. Zunächst war eine Förderung speziell für den Bereich Zustellung gedacht – was von den Verlagen favorisiert war. Sie wurde dann in ihrer konkreten Ausrichtung abgeändert zu einer Hilfe bei der digitalen Transformation in Medienhäusern. Am Ende stampfte der Bund alle Pläne wieder ein. Eine Förderung gab es bislang nicht.

Einen auch durch den Internethandel befeuerten Boom gab es in den vergangenen Jahren indes bei der Produktion von Verpackungspapieren und -pappen, deren Hersteller angesichts der Knappheit mitunter auch eigentlich hochwertigeres Altpapier aufkaufen, das sonst für Bücher oder Zeitungen verwertet werden könnte.

Allein von sogenanntem Wellenpapier, das aus Altpapier hergestellt und zur Polsterung von Verpackungen und Kartons genutzt wird, wurden 2020 gut 4,36 Millionen Tonnen hergestellt, 2010 waren es noch 1,61 Millionen Tonnen.

Da ein großer Teil der benötigten Rohstoffe zur Papierherstellung nach Deutschland importiert wird, haben die allgemein steigenden Rohstoffpreise und eine größere Nachfrage vor allem nach Verpackungen und Kartonagen die Erzeugerpreise für bestimmte Papierprodukte ebenfalls deutlich steigen lassen.

apr/AFP/dpa
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