ProSiebenSat.1 Einzelentlastung von Vorstand und Aufsichtsrat abgelehnt

Bei der anstehenden Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 könnte es erneut zu Streitigkeiten mit dem größten Aktionär, der Berlusconi-Firma MFE, kommen. Das früher unter dem Namen Mediaset bekannte italienische Unternehmen hatte Anfang April nach eigener Darstellung schriftlich beantragt, Vorstand und Aufsichtsrat einzeln zu entlasten – offenbar, um seinen Unmut gegenüber einzelnen Managern auszudrücken. ProSiebenSat.1 weigert sich im Vorfeld der Hauptversammlung, den Antrag zu akzeptieren. Eine Entlastung einzelner Führungskräfte sei in Deutschland unüblich, heißt es aus dem Konzern, nur 14 der 90 Dax- und MDax-Unternehmen würden ein derartiges Prozedere vorsehen. Außerdem verweist man auf formale Kriterien: MFE habe keinen Gegenantrag eingebracht, sondern lediglich einen schriftlichen Vorschlag gemacht. »Wir behalten die Gesamtentlastung von Aufsichtsrat und Vorstand entsprechend der gängigen Marktpraxis in Deutschland bei«, heißt es bei ProSiebenSat.1. Der Streit ist Teil eines größeren Konflikts, den der Medienkonzern seit Jahren mit seinem größten Aktionär austrägt. Das Berlusconi-Unternehmen hält mehr als 25 Prozent an ProSiebenSat.1 und reibt sich vor allem an Vorstandschef Rainer Beaujean. Der hält nichts von den Plänen der Italiener, eine paneuropäische Sendergruppe aufzubauen. Dennoch hatte MFE darauf verzichtet, eigene Kandidaten für die Besetzung des Aufsichtsrats zu benennen und Unterstützung für den früheren Axel-Springer-Vorstand Andreas Wiele als Vorsitzenden signalisiert. Ob diese Ankündigung weiterhin gilt, ist unklar.