Branchenkrise
Solarzellenproduzent Q-Cells schlittert in die Pleite
Ein weiteres deutsches Unternehmen wird Opfer der Krise der Solarbranche. Der hochverschuldete Solarzellenhersteller Q-Cells will am Dienstag Insolvenz beantragen - ein Sanierungskonzept ist gescheitert. 2200 Mitarbeiter bangen nun um ihre Jobs.
Standort von Q-Cells in Sachsen-Anhalt: Schuldenberg wurde zu groß
Foto: Jan Woitas/ dpa
Bitterfeld-Wolfen - Der Sanierungsplan der Unternehmensführung kam zu spät: Der Solarkonzern Q-Cells steht vor der Insolvenz. Die Firma werde am Dienstag einen Antrag auf Eröffnung des entsprechenden Verfahrens beim zuständigen Amtsgericht Dessau stellen, teilte Q-Cells mit.
Nach intensiver Prüfung von verschiedenen Alternativen sei man zu der Überzeugung gelangt, dass dieser Schritt rechtlich notwendig sei. Die Unternehmensleitung werde mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter an einem Fortbestand des Unternehmens arbeiten. Q-Cells will sich unter Gläubigerschutz in Eigenregie sanieren. Die 1999 gegründete Firma beschäftigt nach eigenen Angaben 2200 Mitarbeiter, davon 500 in Malaysia.
Gerüchte über eine Insolvenz des hochverschuldeten Unternehmens gab es bereits seit längerem. Die Q-Cells-Aktie war am Montagvormittag um mehr als 30 Prozent auf das Rekordtief von rund 14 Cent pro Aktie abgestürzt. Kurz vor der Insolvenzankündigung wurden die Papiere für eine Stunde vom Handel ausgesetzt.
Das Unternehmen aus Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt war 2011 mit einem Minus von 846 Millionen Euro tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Umsatz war um ein Viertel auf rund eine Milliarde Euro eingebrochen. Die Solarbranche leidet unter Preisverfall, Billigkonkurrenz aus Asien und Förderkürzungen. Selbst der deutsche Solar-Pionier Solarworld hat im vergangenen Jahr einen Verlust von 233 Millionen Euro erlitten. Mehreren Konkurrenten droht das Aus. Nach Solarhybrid, Solar Millennium
und Solon
ist die Insolvenz von Q-Cells die vierte größere Pleite in der deutschen Solarbranche.
Sanierungsplan wurde abgeblasen
Q-Cells wollte noch mit einem Sanierungsplan die Wende schaffen. Dieser sah vor, dass die Gläubiger zu Haupteigentümern werden und die Firma einen drastischen Finanz- und Schuldenschnitt bekommt. Laut dem Konzept sollten Gläubiger keine Rückzahlung bei Fälligkeit der Anleihen erhalten, sondern diese im Rahmen des Schulden- und Kapitalschnitts einbringen. Sie hätten damit auf ihre Ansprüche in Höhe von zusammen mehr als 550 Millionen Euro gegenüber Q-Cells verzichten. Im Gegenzug sollten sie Aktien erhalten.
Doch Ende vergangener Woche gab die Firma diesen Plan auf, weil der Vorstand Klagen gegen das Konzept befürchtete. Nach einem ungünstigen Urteil des Frankfurter Oberlandesgerichts zu Klagen von Gläubigern in einem ähnlichen Fall suchte die Firma nach Alternativen.
Das Management habe alle alternativen Konzepte zur Umsetzung der Finanzrestrukturierung geprüft und sei zu der Einschätzung gelangt, dass die Fortführungsprognose für das Unternehmen nicht mit hinreichender rechtlicher Sicherheit wiederhergestellt werden könne, teilte die Firma mit Blick auf den Insolvenzantrag mit. Es sehe sich deshalb zu diesem Schritt veranlasst.