Schlechtere Bonitätsnote Ratingagentur stuft Deutsche Bank herab

Nächste schlechte Nachricht für Deutschlands größte Bank: Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die Bonitätsnote der Deutschen Bank gesenkt. Zugleich droht dem Institut eine neue Klage, diesmal in Australien.
Deutsche-Bank-Logo auf Hauptversammlung

Deutsche-Bank-Logo auf Hauptversammlung

Foto: Kai Pfaffenbach/ REUTERS

Bei der Deutschen Bank reißen die Negativ-Meldungen nicht ab: Am Donnerstag war die Aktie mit 9,157 Euro und damit dem niedrigsten Schlussstand seit Anfang der Achtzigerjahre aus dem Handel gegangen. Nun folgt bereits der nächste Rückschlag: Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat die Bonitätsnote der Deutschen Bank   gesenkt.

Das Rating wurde auf "BBB+" von "A-" herabgestuft, wie S&P mitteilte. Damit liegt die Einstufung zwar weiterhin im Investmentbereich, doch die Bonitätsnote ist nun etwas schlechter als die vieler Konkurrenten. Den Ausblick für das Rating hob S&P von "negativ" auf "stabil" an. Die Agentur hatte die Überprüfung des Ratings der Deutschen Bank bereits Mitte April - kurz nach des Auswechslung des Vorstandschefs - angekündigt.

Der seit April amtierende Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing reagierte in einem Brief an die Mitarbeiter auf die Herabstufung. Er bekräftigte die finanzielle Stärke des Instituts. Das Niveau des Kredit- und Marktrisikos des größten deutschen Geldhauses sei selten so niedrig gewesen wie derzeit, schrieb Sewing. Der Refinanzierungsplan für das laufende Jahr sei weit fortgeschritten - zu guten Zinsen.

Beruhigende Worte aus der europäischen Bankenaufsicht

Dem Geldhaus drohen mit dem schlechteren Rating nun höhere Finanzierungskosten. Für Banken spielen diese eine wichtige Rolle: Je günstiger sie sich refinanzieren können, desto höher sind die Margen bei den vergebenen Krediten. Die Einstufungen der großen Ratingagenturen liegen bei der Deutschen Bank allesamt in der unteren Hälfte des Investmentbereichs und sind drei beziehungsweise vier Stufen vom Ramschbereich entfernt.

Die Bank teilte mit, sie begrüße, dass S&P anerkenne, "dass das Management einschneidende Maßnahmen ergreift, um die Kosten zu senken sowie das Geschäft zu fokussieren und damit die aktuell geringe Profitabilität der Bank zu verbessern".

Auch ein Insider der europäischen Bankenaufsicht meldete sich zu Wort und versuchte, Zweifel an der Stabilität der Bank zu zerstreuen. Die Bank verfüge nun über eine gute Kapital- und Liquiditätsausstattung, sagte ein Insider der Agentur Reuters. Die Person hat demnach Kenntnis der Überlegungen der europäischen Bankenaufsicht unter dem Dach der EZB. Die Aufseher sind laut dem Insider mit den Plänen, die das neue Management vorantreibt, zufrieden.

Die Deutsche-Bank-Aktie erholte sich nach den hohen Verlusten am Vortag etwas. Zeitweise legten die Papiere um bis zu 4,2 Prozent auf 9,54 Euro zu.

Bank will sich gegen Vorwürfe in Australien wehren

Die Deutsche Bank muss jedoch mit weiteren schlechten Nachrichten rechnen. Auch die Ratingagentur Moody's prüft eine Herabstufung. Die dritte große Ratingagentur Fitch hat die Bonitätsnote und den Ausblick für die Bank dagegen nicht angerührt. Nach einer Herabstufung im September ist die Bewertung mit "BBB+" aber bereits eine Note schlechter als bei S&P und Moody's.

Zugleich wurde bekannt, dass der Deutschen Bank in Australien eine Kartellklage droht. Diese steht laut der Agentur Reuters im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen die Australia and New Zealand Banking Group (ANZ). Es geht dabei um eine 2,3 Milliarden Dollar schwere Platzierung von Aktien im Jahr 2015. Australiens Wettbewerbsaufsicht ACCC teilte mit, es werde unter anderem Klage gegen die ANZ und zwei namentliche nicht genannte Unternehmen erhoben werden.

Die Deutsche Bank und die Citigroup, zwei der drei Underwriter der ANZ, erklärten am Freitag unabhängig voneinander, damit zu rechnen, dass sie angeklagt würden. Alle drei Banken wiesen zugleich jegliches Fehlverhalten zurück. Eine Sprecherin der Deutschen Bank teilte in einer E-Mail mit, das Institut beabsichtige, sich energisch gegen die Vorwürfe zu verteidigen.

US-Aufseher erklären Deutsche Bank zur "Problem-Bank"

Die Deutsche Bank steht massiv unter Druck. Am Donnerstag hatte ein Bericht des "Wall Street Journal" für einen Ausverkauf der Deutsche-Bank-Aktien gesorgt. Die Zeitung berichtete unter Berufung auf Insider, dass die US-Notenbank Fed das amerikanische Geschäft der Deutschen Bank bereits vor einem Jahr als "in schwierigem Zustand" eingestuft habe. Ein solcher Tadel sei selten. Laut "Financial Times" hat in der Folge eine wichtige amerikanische Aufsichtsbehörde die US-Sparte der Bank auf ihre Liste der "Problem-Banken" gesetzt.

Die Deutsche-Bank-Aktie hat seit Jahresbeginn rund 38 Prozent verloren. Das Rekordtief von Ende September 2016 von 8,834 Euro ist nicht mehr fern.

Deutsche-Bank-Chef Sewing hatte erst vergangenen Woche einen drastischen Reformplan vorgestellt, um das Institut aus einer seit Jahren anhaltenden Krise zu führen. Die Kosten will Sewing bis Ende 2019 um eine Milliarde Euro senken, unter anderem durch Stellenabbau. 7000 Stellen sollen wegfallen. Die Bank will sich auch aus Teilen des amerikanischen Investmentbankings zurückziehen.

Die Deutsche Bank hatte im vergangenen Jahr das dritte Jahr in Folge Verluste eingefahren. Daraufhin tauschte der Konzern Anfang April den Vorstandsvorsitzenden aus - der Brite John Cryan musste gehen, Sewing rückte an die Spitze.

mmq/Reuters/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten