Hummerrisotto, Champagner, geplante Israelreise Wie dicke waren Ex-RBB-Intendantin Schlesinger und Ex-Aufseher Wolf?

Als Chef des RBB-Verwaltungsrats sollte Wolf-Dieter Wolf die Arbeit von Patricia Schlesinger kontrollieren. Dabei pflegten die beiden Recherchen von Journalisten des Senders zufolge auch privat einen engen Umgang.
Patricia Schlesinger: Die Ex-Senderchefin und ihr früherer Chefkontrolleur hatten zuletzt einen zu laxen Umgang bei der möglichen Kollision von Interessen zurückgewiesen

Patricia Schlesinger: Die Ex-Senderchefin und ihr früherer Chefkontrolleur hatten zuletzt einen zu laxen Umgang bei der möglichen Kollision von Interessen zurückgewiesen

Foto: Annette Riedl / picture alliance

Das Verhältnis der fristlos gefeuerten RBB-Intendantin Patricia Schlesinger und des zurückgetretenen Verwaltungsratsvorsitzenden der Anstalt, Wolf-Dieter Wolf, war Recherchen von Journalisten des Senders zufolge auch privat recht eng. Sollte das stimmen, könnte das bedenklich sein, denn als Verwaltungsrat war es Wolfs Aufgabe, die Arbeit Schlesingers zu überwachen.

Laut dem Medienbericht  trafen sich Schlesinger, Wolf und dessen Frau aber beispielsweise 2018 in einem französischen Gourmetrestaurant in Berlin zu Entenstopfleber, Steak Tatar oder Hummerrisotto. Den Abend, an dem auch Champagner und Sancerre geflossen sein sollen, habe Schlesinger bezahlt – und die Rechnung von 328 Euro plus Trinkgeld beim RBB abgerechnet. »Zur Genehmigung unterschrieben hat Schlesinger das Formular selbst«, heißt es in dem Bericht.

An einem anderen Tag im Jahr 2019 sollen die Intendantin und ihr Kontrolleur ebenfalls zusammen gegessen haben, für 252 Euro. Dieses Mal habe sie die Rechnung nicht noch beim RBB eingereicht. Zu den konkreten Vorwürfen haben die Anwälte Schlesingers und Wolfs laut dem Bericht nichts gesagt. Schlesingers Anwalt habe mitgeteilt, dass der RBB gebeten worden sei, den Zugang auf ihren Kalender und ihre Mails wieder freizugeben, um die Sachverhalte prüfen zu können.

Hotelbuchungen für Tausende Euro?

Doch damit nicht genug. Die Journalisten berichten auch über eine geplante Israelreise der beiden zu Konzerten der Berliner Philharmoniker, deren Kuratorium Schlesinger angehört. Wie Schlesinger sollte demnach wohl auch das Ehepaar Wolf im Fünfsternehotel »American Colony« in Ostjerusalem unterkommen.

Über Schlesingers Kreditkarte sollen ein »Deluxe-Pasha-Zimmer« mit Privatterrasse und eine »Junior-Suite« gebucht worden sein, zu Preisen von umgerechnet 1000 beziehungsweise 1200 Euro für jeweils zwei Nächte. Wegen der Coronapandemie sei die Reise schließlich ausgefallen und eine Anzahlung rückerstattet worden.

Auch zu diesen Vorwürfen gibt es bislang keine Stellungnahme der Anwälte Schlesingers und Wolfs. Zuletzt hatten Ex-Senderchefin und Chefkontrolleur aber zurückgewiesen, miteinander einen zu laxen Umgang bei der möglichen Kollision von Interessen gepflegt zu haben.

Die Anschuldigungen der zu großen Nähe zwischen dem Kontrolleur und der Leiterin des Senders kommen zu den vielen bislang ungeklärten weiteren Vorwürfen hinzu. So sollen Schlesinger und weitere Manager etwa von einem fragwürdigen Bonisystem profitiert haben – zusätzlich zu mehr als 300.000 Euro Jahresgehalt. Selbst ausgeschiedene RBB-Mitarbeiter sollen jahrelang weiter Gehalt bezogen haben.

Es gibt Vorwürfe zu umstrittenen Beraterverträgen zu einem inzwischen auf Eis gelegten RBB-Bauprojekt, es geht aber auch um Essen mit »Multiplikatoren« auf RBB-Kosten in Schlesingers Privatwohnung oder einen luxuriösen Dienstwagen mit Massagesitzen, für den es einen sehr hohen Rabatt gegeben haben soll.

Diskutiert werden auch fragwürdige Aufträge für Schlesingers Ehemann Gerhard Spörl bei der Messe Berlin, wo Wolf ebenfalls bis zu seinem dortigen Rücktritt Aufsichtsratschef war. Auch die Renovierung der Chefetage mit schicken Möbeln für 1,4 Millionen Euro sorgte für Unmut. Zudem wird eine dreitägige Londonreise Schlesingers und ihres Ehemanns, dem Ex-SPIEGEL-Journalisten Spörl, zu einem glamourösen Charity-Event hinterfragt, genauso wie eine von ihr verantwortete Auftragsproduktion – für die ihr Ehemann das Drehbuch schrieb.

apr
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