Rekordminus ThyssenKrupp schreibt 2,4 Milliarden Euro Verlust

ThyssenKrupp-Hauptverwaltung in Duisburg: Tiefrote Zahlen
Foto: ddpDüsseldorf - Es war ein mieses Geschäftsjahr für ThyssenKrupp. Für 2008/2009 muss der Stahlriese einen Rekordverlust von knapp 2,4 Milliarden Euro vor Steuern ausweisen, wie Konzernchef Ekkehard Schulz am Freitag in Düsseldorf mitteilte.
"Das Geschäftsjahr 2008/2009 war das bisher schwerste in der Geschichte von ThyssenKrupp", sagte der Manager. Im Vorjahr hatte der Konzern noch einen Vorsteuergewinn von 3,1 Milliarden Euro gemacht. Das Ergebnis ist zudem der erste Jahresverlust seit der Fusion der beiden Stahlgiganten Krupp und Thyssen im Jahr 1999.
Der Konjunktureinbruch hinterließ tiefe Spuren in fast allen für ThyssenKrupp wichtigen Märkten - von der Autoindustrie bis zum Maschinenbau. Der Umsatz des Konzerns brach im abgelaufenen Geschäftsjahr um 24 Prozent auf 40,6 Milliarden Euro ein. Das ist ein Minus von knapp 13 Milliarden Euro.
Der Ergebnis vor Steuern und Sondereffekten war mit minus 734 Millionen Euro tiefrot. Zudem belasteten Einmaleffekte in Höhe von rund 1,6 Milliarden Euro das Ergebnis. Dazu gehörten Anlaufkosten von rund 250 Millionen Euro für die neuen Stahlwerke in Brasilien und den USA. Hinzu kamen Kosten für die Restrukturierung des Konzerns und Abschreibungen in einer Gesamthöhe von 1,4 Milliarden Euro.
Börse reagiert positiv
An der Börse wurden die schlechten Zahlen dennoch positiv aufgenommen. Aktien von ThyssenKrupp drehten nach Vorlage der Bilanz-Eckdaten ins Plus. Der Grund: Bereits seit Anfang der Woche hatte es Gerüchte gegeben, dass das Minus des Konzerns noch weit höher ausfallen könnte. Erst am Vortag hatten entsprechende Presseberichte die Börsianer vorbereitet. Vieles sei nun eingepreist, sagte ein Händler. Zudem zahlt ThyssenKrupp entgegen jüngster Befürchtungen eine Dividende. "Das stützt den Kurs zusätzlich", so ein Händler.
Der Ausblick für das kommende Geschäftsjahr bleibt dennoch düster. Konzernchef Schulz betonte, ThyssenKrupp habe mit einmaligen Aufwendungen Vorsorge für alle Eventualitäten getroffen und eine solide Basis geschaffen, um aus der Krise gestärkt hervorzugehen.
In das am 1. Oktober begonnene neue Geschäftsjahr 2009/2010 geht der Stahlriese mit eher gedämpften Optimismus. Aufgrund des nach wie vor zögerlichen Auftragseingangs erwartet der Konzern keinen raschen Aufschwung, sondern lediglich eine Stabilisierung des Umsatzes auf dem Niveau des Krisenjahres 2008/2009.
Doch würden die eingeleiteten Sparmaßnahmen beim Gewinn "eine signifikante Verbesserung hin zu einem wieder positiven Ergebnis" bringen, sagte Schulz. Der Konzern erwartet für das laufende Geschäftsjahr ein um Sondereinflüsse bereinigte positives Vorsteuerergebnis in niedriger dreistelliger Millionenhöhe.
Schulz betonte, es sei derzeit nicht absehbar, wie lange es dauern werde, bis die Branche wieder das Niveau vor der Krise erreichen werde. Dies könne drei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen. Der Konzern habe deshalb die notwendigen Maßnahmen ergriffen.
12.000 Jobs gestrichen
So wurde die Mitarbeiterzahl weltweit bereits um fast 12.000 auf knapp 190.000 verringert. In Deutschland sank die Zahl der Beschäftigten um 4000. Die Reduzierung der Belegschaft werde auch im laufenden Jahr weitergehen, kündigte Schulz an. Geplant seien der Verkauf von Firmenteilen und Personalabbau in der Verwaltung. Konkrete Zahlen nannte er nicht.
Die Einsparungen dürften aber nötig sein. Vier der fünf Konzernsparten wiesen im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust aus.
- Lediglich der Fahrstuhlbereich konnte seinen Gewinn um 29 Prozent auf 558 Millionen Euro steigern.
- Der Stahlbereich stürzte nach einem Gewinn von 1,5 Milliarden Euro mit einem Verlust von 486 Millionen Euro ab.
- Die bereits im Vorjahr angeschlagene Edelstahlsparte musste einen Ergebniseinbruch von gut einer Milliarde Euro auf einen Fehlbetrag von 946 Millionen Euro verkraften.
- Der Bereich Technologies, in den ThyssenKrupp die Werften und das Zuliefergeschäft für die Autoindustrie bündelt, stand nach einem Rekordgewinn von 741 Millionen Euro nun einen Verlust von 868 Millionen Euro.
- Die Dienstleistungssparte wies ein minus von 271 Millionen Euro aus.
An die Aktionäre will der Konzern in diesem Jahr trotz der hohen Verluste eine Dividende von 0,30 Euro je Aktie ausschütten. Die dazu nötigen Mittel in Höhe von 139 Millionen Euro sollen aus Rücklagen genommen werden. Wichtig ist die Dividendenkontinuität vor allem für die Krupp-Stiftung, den mit 25,3 Prozent größten Einzelaktionär.